Am frühen Morgen war es noch immer sehr frisch, aber wir wurden von Sonnenschein geweckt! :) Sarah und Tim hatten eine Nachtwanderung hinter sich, um den Sternenhimmel zu bestaunen. Uns hätte nichts in der kalten Nacht aus den warmen Federn gelockt. Wir saßen gemütlich beim Frühstück, als sich erstmals in unserem Nachbarauto etwas regte. Der Sternenhimmel soll erstaunlich gewesen sein... allerdings hätten sie auch ein totes Schaf auf ihrem Weg gesehen... gruselig. Noch beim Wasserkochen das nächste Ereignis bei den Beiden: Sarahs kleiner Gaskocher hatte es doch tatsächlich geschafft, sich selbst in Brand zu setzen... irgendwie war das Gas neben die Flasche gelaufen und es brannte nun rund um die Flasche. Da ich mit dem Rücken zu den beiden saß, aß ich ganz beruhigt weiter und registrierte das Unglück erst, als Sarah ganz dringend Tim bat, sofort aufzustehen. Kai war da auch schon etwas beunruhigter... Zum Glück konnten sie das Feuer löschen bevor uns die kleine Gasflasche um die Ohren flog. Das war ja schon mal ein spannender Start in den Tag. Wir verabschiedeten uns erstmal... aber waren uns auch recht sicher, dass wir uns nicht das letzte Mal gesehen hatten.
Um nicht den selben Weg wie gestern fahren zu müssen, wählten wir diesmal eine parallel verlaufende Schotterstraße, die besonders schöne Ausblicke auf den Cook Nationalpark versprach. Und es hat sich gelohnt: Wie eine Perlenschnur zog sich eine Wolkenkette über das obere Drittel der Bergspitzen, wobei einige Gipfel über sie hinaus ragten. Schon von Weiten leuchtete der blaue Lake Pukaki zu uns empor. Auch wenn es sehr touristisch war, hielten wir uns doch einige Zeit am Scheitelpunkt des Sees auf mit direktem Blick auf den höchsten Berg Neuseelands: Mount Cookf. Danach fuhren wir die restlichen 55 km Straße, dem Berg stetig entgegen. Dieser wurde mit schwindender Distanz immer größer und imposanter. Dabei war er immer noch weit entfernt... Von der Straße aus, sah es so aus, als könnte jede Sekunde eine Schnee- und Eismasse von der Bergspitze ins Mount Cook Village rutschen... erst im Village angekommen sahen wir, das sowohl ein Berg, als auch noch ein weiteres Tal zwischen Berg und Dorf lagen.
Vor dem Mount Cook Village bogen wir ab und waren voller Vorfreude, jetzt bald unseren ersten Gletscher zu sehen. Ein kurzer Besuch beim Tasman Glacier stand an. Es war nur ein kurzer Fußweg zum Gletschersee. Vorbei ging es an den sogenannten Blue Lakes... die allerding schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr blau, sondern grün sind. Früher sammelte sich in diesen Seen reines Eiswasser von den Gletschern... Aber über die Jahre vermischte es sich mit dem Regen und es siedelten sich Algen an, die den Seen die grüne und nicht ganz klare Farbe gaben. Oben am Aussichtspunkt des Gletschers angekommen, überraschte uns eine Schulklasse, die den Gletscher und seine Umgebung zeichnen sollten. Trotz des geschäftigen Treibens war es sehr beeindruckend. Die Farbe des Gletschersees und der Flüsse, die durch das Gletscherwasser gespeist werden, ist grau... So als wäre es eingefärbt. Was für eine schöne Aussicht und es sollte nicht der letzte Gletscher heute bleiben. :)
Da wir morgen eine anstrengende Wanderung vor uns hatten, wollten wir uns heute noch etwas warmlaufen. Wie gut, dass es direkt neben unserem Campingplatz noch einen 3 stündigen Spaziergang durch das Hooker Valley zum Hooker Gletscher gab. Wir hatten noch den halben Nachmittag vor uns, als wir zum Gletscher aufbrachen. Kurz vorher jedoch registrierten wir, dass wir sehr vertraute Nachbarn hatten. Sarah und Tim waren zeitgleich mit uns am Campingplatz und machten sich wenig später ebenfalls auf den Weg ins Hooker Valley! :)
Die ganze Wanderung verlief mit traumhaften Aussichten auf Mount Cook, der sich mit seinem schneebedeckten Gipfel majestätisch über alle anderen Bergspitzen erhob. Obwohl der Weg ziemlich überlaufen war, genossen wir die Wanderung.
Voller Eindrücke kehrten wir hungrig zum Campingplatz zurück und kamen nur Sekunden nach Tim und Sarah an. Nach dem Abendbrot genossen wir vier bei einem Gläschen Wein (vielen Dank ihr beiden!) den Abend. Wieder scheuchten uns die eisigen Temperaturen in die Autos... heute war es sogar noch kälter als gestern, sobald das Tal im Schatten lag (und das passierte schnell bei den hohen Bergen um uns herum). Am nächsten Morgen fanden wir überraschenderweise eine Eisschicht auf unserem Autodach... also war es wirklich frostige Temperaturen und wir sind nicht nur durch das neuseeländische Klima verwöhnt! :)
Da wir alle vier gleich frühs hoch hinaus wollten, trafen wir uns um 7:00 Uhr in der morgendlichen Kälte auf einen Kaffee. Kai kam seit Langem mal wieder in den Genuss eines richtigen Kaffees und konnte auf sein Instant Kaffeepulver verzichten! Besser hätte der Morgen nicht beginnen können (Folge daraus war, dass wir uns bei der nächsten Gelegenheit auch mit einem Plunger ausstatteten und Kai ab dem Zeitpunkt immer richtigen Kaffee zum Morgen trinkt;)). Zudem schien es ein wolkenfreier, herrlicher Tag zu werden, der uns traumhafte und weite Ausblicke bescheren würde! Perfekt! Warm eingepackt und hochmotiviert, machten wir uns auf den Weg zum Fuße des Mount Olliviers (1933m). Dies war der erste Gipfel von Sir Edmund Hillary, den er als 20 Jähriger bestieg und damit seine Karriere als Profi-Bergsteiger begann. Später sollte er dann der Erstbesteiger des Mount Everest sein und dadurch zur Berühmtheit werden. Aktuell befanden wir uns bereits auf 762m. Laut unserem Wanderführer lagen 6,5 h Kraxelei vor uns. Es ging auch sofort steil los: Wir mussten gleich zu Beginn 2000 Stufen hinter uns bringen: Teils mit Holz ausgebaut, teils natürliche Felsstufen. Total k.o. mit immer mal Verschnaufpausen zwischendrin erreichten wir den ersten Aussichtspunkt auf 1250m! Hier trafen wir auch Sarah und Tim wieder, die 1h eher als wir losgelaufen waren und hier rasteten. Wir waren gerade mal auf der Hälfte des Berges. Von nun an ging es ohne Stufe steil bergauf, über Grasland, loses Geröll und später große Felsen! Die Aussichten entlohnten zum Glück für all die Anstrengung! Und wir erreichten geschafft, aber gutgelaunt bald das Bergplateau! Ein letzter Blick ins Hooker Valley, weit hinunter zum winzig kleinen Carpark und Mount Cook Village und wir traten in die alpine Welt ein. Nur noch Felsen, Steine und Geröllhalden um uns herum. Uns gegenüber tat sich das schneebedeckte Bergpanorama auf und fast im Minutentakt donnerten irgendwelche Schnee-, Eis- und Gerölllawinen ins Tal! Es war atemberaubend! Wir fühlten uns zwischen den Bergriesen und angesichts der Eismassen so klein. An einem der kleinen Schneefelder machten wir einen kurzen Stopp, um einen Schneemann zu bauen. Bei der schönen Sonne würde er nur ein paar Minuten überleben... obwohl die Luft, die wir hier oben einatmeten eisig kalt war. Durch die Bewegung waren wir aber so aufgeheizt, dass wir es eher als angenehm empfanden! Und dann sahen wir sie: Die kleine rote Mueller Hütte inmitten der Berglandschaft. Von hier waren es nur noch 30 Minuten bis zum eigentlichen Gipfel des Mount Ollivier. Für Viele ist dies der Endpunkt der Wanderung und sie erholen sich eine Nacht in der Hütte, bevor sie sich am nächsten Tag an den Abstieg machen. Allerdings ist die Hütte bereits weit im Voraus ausgebucht gewesen, so dass wir hier nur eine kurze Rast machten, um die Schneelawinen und die ankommenden Wanderer zu beobachten. Und natürlich trafen wir hier auch die anderen Beiden wieder. :)
Wir quatschten eine Weile und warteten auf Tims Rückkehr, der ohne Sarah zum Gipfel von Mount Ollivier aufgebrochen war, bevor wir uns von den beiden verabschiedeten und ebenfalls auf den steilen Berggrat zusteuerten. Ab hier war unser Weg nicht mehr durch farbige Stangen oder Dreiecke markiert, sondern durch von anderen Wanderern gebaute Steintürmchen. Es ging ein paar letzte Meter nach oben. Hin und wieder mussten wir umdrehen, ein Stück zurück klettern und etwas weiter links oder rechts wieder hoch, wenn wir zu nah an den Abgrund herankamen oder unseren Weg verloren hatten. Uns trennte nur noch ein schmaler Felsgrat vom eigentlichen Gipfel. Hier wurde es nochmal richtig abenteuerlich, da es auf beiden Seiten mehr als 1000 m senkrecht runter ging! Definitiv nichts für Leute, die nicht schwindelfrei sind. Aber wir wurden mit einer wunderbaren 360 Grad Aussicht belohnt. Alle Mühen hatten sich gelohnt. Kein Wunder, dass Sir Edmund nach dieser Aussicht mehr wollte... :)
Auf dem Weg nach unten, merkte ich wie sehr mich der Aufstieg geschlaucht hatte... meine Beine begannen zu zittern, sobald sie nicht mehr belastet waren. Runter war nicht weniger anstrengend als hoch, da man nur zu leicht auf den Geröllfeldern ins Rutschen kam, wenn man nicht aufpasste. Auch die Stufen blieben nicht unbemerkt für die Knie. Aber wo es hochging, musste es bekanntlich auch wieder runter gehen. Wir waren froh, dass unser Auto und die Campingdusche, die auf dem Autodach in der Sonne lag von den kreisenden Keas unversehrt geblieben ist. Hier sahen wir dann schon wieder unsere Nachbarn der letzten zwei Nächte. So recht wussten sie noch nicht wie genau es jetzt für sie weitergehen sollte: Dunedin war irgendwie das nächste Ziel. Aber vorher wurde ein kleines Picknick gehalten, um sich von den Strapazen des Tages zu erholen! Jetzt war es wohl wirklich an der Zeit, sich zu verabschieden, da sich unsere Wege nun mit Sicherheit wieder trennen würden.
Wir fuhren zurück gen Westen und schafften es bis knapp vor Wanaka auf einen Campingplatz direkt an einem See. Dort wurden wir von milden Temperaturen überrascht! Perfekt für unsere Campingdusche, die nach dem Tag auf dem Autodach doch tatsächlich warm genug war, dass man sie richtig genießen konnte. Ein privates Plätzchen unter und zwischen den Bäumen war schnell gefunden und es war nach den letzten Tagen allerhöchste Zeit für eine Dusche. Durch die lange Fahrt vorher mussten wir dann leider im Dunkeln kochen und Essen, bevor es erschöpft ins Bett ging.
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