1 Hagelsturm, 2 Stunden Arbeit, 3 Tage Erholung

"Mein Haus, mein Garten, mein Auto" ;)
"Mein Haus, mein Garten, mein Auto" ;)

Der 13.10.2016 startete früh für uns. Es war morgens noch eisekalt, was es noch schwieriger machte, sich unter der Decke hervor und aus dem Auto zu schälen. Erster Arbeitstag stand vor der Tür... na mal sehen. Pünktlich um 07:40 Uhr waren wir vor Yukis Haus. Von hier aus startete unsere Autokolonne (10 Arbeiter_innen waren in unserem Team: 1 Chilenin, der Rest aus Korea, Japan und Honkong) zum Packhouse von Mc Lean. Das ist ein Familienbetrieb mit Kiwi- und Apfelplantagen. Dort vorm Packinghouse allerdings stolperte Yuki suchend in der Gegend rum... so richtig erwarten tat uns offensichtlich keiner und wir standen herum, wie bestellt und nicht abgeholt. Und genauso  war es leider auch. Unsere Einweisung bei Mc Lean Junior würde morgen erst stattfinden... hmpf. Wir fuhren also unverrichteter Dinge wieder zurück zu Irenes Zeltplatz. Nicht ohne vorher allerdings am Countdown und beim Warehouse zu halten. Wieder stach uns die Anzeige einer Raumvermietung ins Auge: Ein Ehepaar mit Katze... und Vegetarier, die einen Raum für 180 Dollar pro Woche an ein Pärchen vermieten. Das war wie für uns dort hingehängt und genau auf diese Anzeige hatten wir uns einen Tag zuvor per Mail beworben. Aber bisher noch keine Antwort erhalten... Jetzt wo wir einen Tag frei hatten, war die beste Zeit in die nächste Offensive zu gehen: Eine Sms! Die war schnell geschrieben und damit konnten wir den Tag damit verbringen, die nähere Umgebung von Motueka auszukundschaften.

Wir fuhren zum Takaka-Hill und machten eine wunderschöne Wanderung durch die Kastlandschaft dort. Vom höchsten Punkt aus konnte man die ganze Golden Bay und bis rein in den Abel Tasman Nationalpark schauen! Unterwegs sahen und hörten wir wieder verschiedenste Vögel (für die ist Neuseeland wirklich ein Paradies :)). Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass wir eine Spottdrossel gehört haben! Verschiedenste Melodien hatte dieser Vogel drauf... und ich bildete mir ein, dass er mein Gepfeife versuchte nach zu singen... naja egal. :)

Wir kürzten unsere Wanderung ab (so schön sie auch war... es gab was wichtigeres zu tun: Wir hatten unseren erhofften Hausbesichtigungstermin!!). Also ab zurück in die Stadt, umgezogen, frisch gemacht und dann lernten wir Jay, Kate und ihren Kater Nico kennen! Wir waren uns direkt sympathisch! Das Haus, unser Raum und der Garten waren perfekt! Und wir konnten einziehen, wann immer wir wollten! Na dann! Eine Nacht hatten wir noch auf Irenes Zeltplatz... morgen nach der Arbeit würden wir einziehen. Mit dem Wissen, dass wir ab jetzt gemütlich nach der Arbeit ein Dach über den Kopf hatten und kein Regen und keine Kälte uns mehr ärgern konnte... und wir auch nicht mehr aus dem Rucksack leben mussten...  ließen wir den Abend ausklingen.

14.10.2016 - ein neuer Morgen, ein neuer Arbeitstag... also wieder früh raus aus den Federn: Frühstück runtergeschlungen, schnell waschen (so ist das, wenn man lieber etwas länger schläft... man hat morgens einfach immer zu wenig Zeit ;)), mit dem Auto runter vom Hof, vorsichtshalber nochmal aufs Handy geguckt... uuuund... enttäuscht und etwas verärgert zurück zum Zeltplatz gefahren. Das war aber auch verflixt mit dem Job! Natürlich hatten wir durchaus registriert, dass es die Nacht über (und auch noch ein bisschen am  Morgen) geregnet hatte... aber dass die Sms erst 5 Minuten vorm verabredeten Treffen kam, das war dann doch etwas zu spät, um den Morgen entspannter angehen zu lassen. Die besagte Sms kam von Yuki: wir sollten 10 Uhr erst zum Packinghouse fahren, wenn es hoffentlich etwas aufgeklart und trockener sei. Jetzt hatten wir also noch 2,5 h rumzubringen... Aus dem Auto heraus beobachteten wir, wie der Campingplatz so langsam erwachte... der Hahn und seine Hennen krochen bei nachlassendem Regen unter den Campervans hervor und er begann mit seinen morgendlichen Weckrufen, gefolgt von den Campern, die aus den Autos kletterten. Zeit für ein zweites Frühstück: Wir probierten den Sandwichmaker aus und waren durchaus begeistert. Hätte man schon mal eher machen können... dann wieder in die Arbeitsschuhe (jeder hatte einen Tag zuvor ein Paar Gummistiefel erstanden... jey, weil ich zu kleine Füße hatte, blieb mir nur ein Paar Batman-Gummistiefel aus der Kinderabteilung :)) und wir fuhren erneut Richtung Packhouse.  Dort lernten wir endlich Mc-Lean-Junior kennen: ein freundlich sympathischer junger Neuseeländer, der sich über Fragen zu den Kiwifrüchten freute und gern sein Wissen über diese Früchte mit uns teilte. Nach einer Vorstellungsrunde führte er uns zu einer der Plantagen und unserem Arbeitsplatz: 12 ha groß mit Gold- und Grünkiwipflanzen.  Unsere Arbeit in der ersten Woche sollte es sein, die Knospen von zu langen Zweigen zu zerquetschen, damit die Pflanze an dieser Stelle aufhören würde zu wachsen, als Nächstes würden wir dann die Knospen ausdünnen, in dem wir alle Knospen bis auf den "King", die Größte von ihnen abrollen (bud thinning), da nur die größte Knospe und Blüte schließlich zur Kiwi würde und die Pflanze sollte eben ihre ganze Kraft in diese eine Frucht stecken. Kiwis wachsen auch nur an den weiblichen Bäumen... die Männlichen dagegen waren unantastbar von uns! Don´t touch a male tree! Das war die Devise. Für den Beginn war es gut, dass die männlichen Bäume gekennzeichnet waren... aber bereits am Nachmittag fiel es uns leicht, die männlichen Bäume von den weiblichen auch ohne Kennzeichnung zu unterscheiden. Die männlichen Bäume sollten so viele Blüten wie möglich kriegen, also weder Einschränkung des Wachstums, noch Abrollen der Knospen. Wenn die Zeit reif war, werden Bienenschwärme auf den Plantagen freigelassen, damit die männlichen Bäume durch die Bienen die weiblichen Bäume befruchten. Verrückte Bäume! :) Wir lernten es auch Bäume der beiden Kiwiarten zu unterscheiden... . Nach dieser Einweisung und Führung entschied unser Chef allerdings, dass die Plantage noch zu nass war (auch wenn der Regen aufgehört hatte) und wir nicht gleich anfangen könnten zu arbeiten... So dass wir uns bis auf weiteres einsatzbereit halten sollten. Über Yuki würden weitere Anweisungen kommen, wenn die Sonne rauskam und wir zur Arbeit konnten...

Wir beschlossen die Zeit sinnvoll zu nutzen und zogen einfach gleich um. Jay war zu Hause und hieß uns herzlich willkommen. Wir hatten genau so viel Zeit unsere begehbaren Kleiderschränke einzuräumen, uns gemütlich einzurichten und etwas Musik auf die MP3-Player für die Arbeit zu ziehen, als die Nachricht kam, dass wir 12:45 Uhr auf der Plantage sein sollten. Jey!

Hut auf, Gummistiefel an, Ohrstecker in die Ohren, Musik an und ab gings... Reihe um Reihe, Knospe umd Knospe weiter nach vorne! Nur die Knospen mussten zerdrückt werden die länger waren als der Abstand zwischen Daumenspitze und Spitze des kleinen Fingers bei auseinandergespreizten Fingern. Nun lernten wir auch unseren Supervisor Linda kennen, die darauf achtete, dass wir ordentlich arbeiten und keine Fehler machten oder etwa übersahen. Sie war aber wirklich nett, so dass wir uns nach wie vor wohl fühlten. Das Wetter war wechselhaft, mal nieselt es feinen Sprühregen, mal brannte die Sonne... aber irgendwie wurde der Himmel immer dunkler. Pünktlich zu unserer Pause 15:00 (nach zwei Stunden nach oben schauen und Überkopfarbeit...) begann die schwarze Wolke sich zu entleeren... es fing ganz harmlos an... und plötzliche regnete es Cats und Dogs, so dass schnell beschlossen wurde: "See you guys at monday!" Wir hatten unser erstes Wochenende noch frei. Wir wollten noch ein wenig in der Laube warten bis der Regen nachließ, als plötzlich Hagel einsetzte... nicht wirklich großer, aber eine der Arbeiterinnen hatte wohl noch nie Hagel gesehen und sah gebannt raus, zeigte begeistert nach draußen und bestaunte wie die Hagelkörner in ihrer Hand schmolzen. Als der Hagel wieder dem Regen wich, liefen wir zum Auto: Auf ins neue Zuhause! Aber wir kamen nicht mal von der Plantage... Plötzlich donnerte es und kirschgroße Hagelkörner donnerten auf die Scheibe!!! Kai war der Verzweiflung nahe: "Mein Auto!!!" Wir hielten und versuchten wenigstens etwas Schutz hinter einer großen Hecke zu suchen... was natürlich aussichtslos war! 10 Minuten dauerte der Spuk... als wir anfuhren, knirschte der Hagel unter den Reifen und die Straßen waren plötzlich weiß...! Kate und Jay, denen wir das Video zeigten (wir haben die Schrecksekunden im Auto natürlich festgehalten)... zeigten sich ebenfalls überrascht. Ok, das war also kein normales Frühlingsgewitter. Kate erzählte, dass alle Schulkinder zum Fenster gerannt wären. Verrücktes Ende von unseren ersten zwei Arbeitsstunden (was wir noch nicht wussten: Der Hagelsturm bescherte uns einen freien Montag... blöd, wenn man endlich Geld verdienen will)! Vorm Kamin mit Katze läuteten wir das (verlängerte) Wochenende ein :)

 

Ach übrigens: Kate und Jay haben massen an Gitarren... und ein superaltes Klavier ... eher eine Orgel, man muss ein Fußpedal treten, damit über Luft Töne erzeugt werden... Kai und ich kommen also nicht aus der Übung. ;)

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Kommentare: 3
  • #1

    Elke Seng (Dienstag, 18 Oktober 2016 14:45)

    Hallo Ihr 2,

    das klingt ja super spannend. Viel Glück bei der Arbeit und bei Eurem gemütlichen Zuhause. Dagegen ist es hier in Berlin todlangweilig :-)
    Wünsche Euch mehr Sonne und wenig bis Null Hagel :-)
    Liebe Grüße aus Berlin, Elke

  • #2

    Anja Köhler (Mittwoch, 19 Oktober 2016 07:16)

    Danke Elke! Der Wunsch kam offensichtlich an: wir haben seit Dienstag nur Sonne hier! :)

  • #3

    Heidi (Donnerstag, 20 Oktober 2016 10:00)

    Our best greetings to Jay and Kate and many thanks for giving you a home for a few weeks.
    Mom