Von Seestachelbeeren, Traumstränden und merkwürdigen Städtenamen

Glibberglibber... nein keine Quallenreste, sondern Seestachelbeeren...
Glibberglibber... nein keine Quallenreste, sondern Seestachelbeeren...

Am Samstagnachmittag (19.11.16) gegen 14 Uhr hatten wir die letzten Hektar Kiwibäume endlich geschafft... nie mehr Tip Crushing! Unsere Finger würden es uns danken!

Wir verloren keine Zeit und machten uns gleich auf den Weg nach Hause! Da es bisher immer so war, dass wir nur an verregneten Wochenende ein komplettes Wochenende zur freien Verfügung hatten, wollten wir die halbe Zeit und das gute Wetter voll ausnutzen! Unser Ziel: Der nördlichste Punkt der Südinsel: Farewell Spit und der Wharariki Beach. Zwischenstopp und Unterkunft für heute sollte ein Campingplatz etwas oberhalb von Collingwood sein in Pakawau.

Nachdem wir schnell unser nötigstes Zeug zusammengepackt hatten (wir packten sogar mal die Badesachen ein... es war super heiß den Samstag über... aber sie kamen nicht zum Einsatz, da es dann doch nicht mehr heiß genug war), ging es wieder gen Takaka-Hill-Pass! Die Felder und Plantagen sahen so schön aus von oben... wir hatten ein traumhaft klares Wetter und beste Aussicht auf die kleinen Spielzeugstädte und Buchten! Nichts konnte uns die Laune trüben... außer vielleicht... hm... unsere aufblitzende Öllampe? Ah, sie ist wieder aus... oha, da blinkt sie doch schon wieder... Dieses komische unregelmäßige Blinken der Öllampe hatten wir schon länger beobachtet... wir verloren nicht wesentlich Öl und laut Antony sollte mit dem Öl explizit alles in bester Ordnung sein. Nagut... also wo waren wir... ach ja: Nichts konnte uns die Laune trüben... außer... und schon das nächste Problem: Tapfer kämpfte sich Ole die Berge hoch mit sage und schreibe 0 Umdrehungen? 0 km/h?! Und 0 Grad Motortemperatur?! Die kompletten Anzeigen im Auto (mit Ausnahme der Leuchtanzeigen) waren ausgefallen. Die Zeiger standen auf 0 und das Auto fuhr ohne Anzeichen eines Fehlers weiter. Wir stoppten am Straßenrand in den Takaka Hills. Blinkanzeige, Öllampe, Airbagkontrollleuchte... sowas ging alles. Kai ging auf Fehlersuche... da wir nichts fanden, setzten wir unsere Tour fort und fuhren nach Gehör und Gefühl. Was half es auch. Ich googelte nach der Lösung des Problems: Batterie für eine halbe Stunde abklemmen sollte helfen. Na da hatte Kai ja gleich eine Aufgabe, wenn wir auf dem Campingplatz ankommen würden. Aber glücklicherweise wurde er nicht um seinen verdienten Feierabend betrogen, da es nach ca. 20 Minuten alles wieder ging, so als ob nichts gewesen wäre. Jetzt aber wirklich: "UNS KONNTE NICHTS DIE LAUNE TRÜBEN!" :) Im schönsten Abendsonnenschein erreichten wir Pakawau... wieder ein Campingplatz direkt am Meer. Das nutzten wir natürlich für einen Spaziergang am Strand. Es waren nur ein paar Menschen hier die Muscheln sammelten... Schuhe aus und barfuß am Strand entlang... so schön... bis wir dieses Glibberzeug auf dem Boden fanden... was augenscheinlich noch lebte und vor sich hin pulsierte. Was hatte die Tasmansee denn dort wieder an Land gespült? Auf jeden Fall lag es überall verteilt am Strand rum, entweder in einzelnen puppernden Schuppen oder so wie auf dem Bild als kleine Schlange gruppiert. Vorsichtshalber berührten wir es nicht... Jetzt wissen wir, dass von dem Zeug keine Gefahr ausgeht, es sind einfach nur Seestachelbeeren... und natürlich gehören sie zur Quallenfamilie... sie sind ungenießbar, was dass Essen angeht ;)... aber eben auch null giftig oder hautreizend. Das konnten wir uns auch fast denken, da ich sonst ordentlich brennende Füße hätte haben müssen (es waren einfach zu viele um ihnen auszuweichen). Nach dem Kochen, flohen wir in der Dämmerung vor unseren ersten Sandfliegen ins Auto, beobachteten noch ein wenig den Sonnenuntergang und genossen unseren freien Samstagabend. :) Ein Prost auf den Feierabend!

Jey! Endlich mal wieder Schafe in Neuseeland! :D
Jey! Endlich mal wieder Schafe in Neuseeland! :D

Nach einem gemütlichen Ausschlafen im Van (es wurde immer wärmer in der Sonne ;)) wollten wir genauso gemütlich mit dem Frühstück fortfahren... aber unser Toastbrot hat wohl geschwitzt und ist etwas grün angelaufen... Zum Glück besaß der Campingplatz einen kleinen Laden! Perfekt, es war gar nicht mal so teuer, obwohl es vermutlich der einzige Laden hier im Umkreis von 10 km war! Schlemmerschnitte stand auf der Speisekarte (Toast, Pestoaufstrich, Tomate, Käse und on top ein Spiegelei)... alles verlief nach Plan (das Spiegelei gelang auch ohne Glasdeckel, der mir leider gestern vom Topf gesprungen war... hoppla). Und dann sahen wir sie... wo auch immer sie hergekommen waren, aber auf dem Boden lagen 3 riesige Küchenschaben auf dem Rücken und strampelten aufgeregt mit den Beinen... und eine vierte strampelte im Waschbecken... ebenfalls auf dem Rücken. Das Gute war, so konnten sie wenigstens nicht vom Fleck und wir in Ruhe weiterkochen... etwas furchtsam checkten wir die Decke, aber glücklicherweise war keine unter dem Dach zu sehen und auch nicht  in unsere Pfanne gefallen! Nach dem Kochen rettete ich sie alle und trug sie mit einem Stock ins Freie. Kai bezweifelte, dass ich ihnen damit einen großen Gefallen getan habe... aber besser als auf dem Rücken liegend zu sterben. Müssen sie sich halt einen anderen Weg in die Küche zurück suchen!

Unser nächster Weg führte uns zum Wharariki Beach. Dort wurden wir doch tatsächlich von einem Pfau begrüßt, der nur schlecht und recht mit dem heftigen Wind zurecht kam. Etwas unbeholfen und wie betrunken torkelte der sonst so stolze Vogel im Wind vor uns herum! :) Sein wirklich langer Federschwanz für den ihn jedes Pfauenweibchen geliebt hätte, war ihm hier eher ein Hindernis. Unser Weg zum Strand ging vom Carpark durch meherer Schafweiden hindurch, über Zäune und hinter dem nächsten Hügel war es schließlich zu sehen: Das Meer und ein riesiger Strand! Und was für ein Strand!!! Mit riesigen Felsen, die die schönsten Formationen bildeten... Wir hatten Glück und wir waren zur Zeit der Ebbe dort, so dass wir kleinere Höhlen, die das Wasser gegraben hatte, auskundschaften konnten und von einem Stranabschnitt durch Höhlen verbunden zum nächsten gelangen konnten! Es war absolut kein Badewetter und der Wind peitschte ganz ordentlich, aber dennoch ein absolutes Highlight! Wir hatten zwar schon von der Schönheit dieses Strandes gehört... aber waren dennoch ordentlich beeindruckt, da wir soviel Schönheit dann doch nicht erwartet hatten... ganz anders als der in Kaiteriteri, aber mindestens genauso traumhaft! Nach einem ausgiebigen Spaziergang am Strand ging es einen anderen Weg zurück zum Carpark (durch eine grün, grüner, am grünsten hügelige Landschaft). Im Auto galt es dann erstmal die Haare wieder halbwegs zu ordnen. Ein Hoch auf einfache, unkomplizierte Frisuren! ;)

Nächster Halt: Cape Farewell! Von hier hätte man auf die 26 km lange Landzunge im äußersten Norden der Südinsel wandern können. Und wir kannten Geschichten von Jay und Kate von diesem Ort. Sie hatten berichtet, dass sie vor einigen Jahren dort gewesen waren als Volunteers um gestrandete Wale zu retten... es muss ähnlich ausgesehen haben, wie im Film Whalerider und es sind viele gestorben trotz der nassen Handtücher und vieler Freiwilige, die unermüdlich Wasser herantrugen. Glücklicherweise fanden wir keinen gestrandeten Wal vor, dafür eine Landzunge die sich ausstreckte soweit das Auge reichte und die nördliche Begrenzung der Golden Bay darstellt. Leicht vorstellbar, dass diese Landzunge bei Ebbe zur Gefahr für Wale werden könnte. Wir machten nur einen kleinen Abstecher zum Cape, da wir heute genug Strand, Wind, Sand und Dünenerfahrungen hinter uns hatten.  Bilder die es vom Farewell Spit gibt, sprechen aber auch für eine einzigartige Dünenerfahrung. Wir dagegen machten uns trotzallem auf den Rückweg... Vielleicht schafften wir eventuell sogar noch einmal Richtung Abel Tasman NP abzubiegen und uns die Wanui-Wasserfälle anzugucken?

Unverkennbar: Wir nähern uns Abel Tasman...
Unverkennbar: Wir nähern uns Abel Tasman...

Nachdem wir Richtung Abel Tasman abgebogen waren fielen uns die merkwürdigen Städtenamen ins Auge... Während ich vertieft in den Autoatlas unsere Route vorlas, grinste Kai schon vor sich hin und fragte mich völlig unverblümt: "Mo tu Pipi machen? Oder doch ta Kaka?" Ab dem Moment konnten wir die Orte Motupipi und Takaka nur noch sehr schwer ernst nehmen! :) Naja ein bisschen albern sein, muss auch hin und wieder drin sein!

Ansonsten ging es noch an schönen Buchten, die typisch für diese Region sind vorbei bis wir den Parkplatz der Wainui Falls erreichten. Nach einer ca. 30 minütigen urigen Buschwanderung entlang des Wainui Rivers erreichten wir den größten und schönsten Wasserfall der Tasman-Region.

Auf dem Rückweg hielten wir am Ufer des Rivers.... Schuhe aus und... boah, war das eisig!!! Es war schon früher Abend und anscheinend beste Zeit für diese fiesen kleinen Sandfliegen. Somit kam es nach 2 Monaten Neuseeland dazu, dass wir auch mal unsere ersten Stiche kassierten. Glücklicherweise hat sich keiner entzündet und das Jucken war eben wie Mückenstiche. Unangenehm, aber so lange man nicht kratzt aushaltbar. Bis hierhin hatten wir uns so gut durchgeschlagen, dass wir sogar schon begonnen hatten, die Existenz der Sandflys anzuzweifeln! ;) Hätten wir vielleicht nicht tun sollen... so waren wir einfach mal dran!

Erschöpft kamen wir abends wieder zu Hause an. Morgen sollte die Arbeit auf der Apfelplantage ein zweites Mal beginnen... Hoffentlich ohne Regen. Wir quatschten noch ein bisschen mit unseren Gastgebern... kurz bevor wir ins Bett wollten, sprach Kate es dann doch mal an. "Kai, du hast ein sehr unhöfliches T-Shirt an!" Kurzzeitig waren wir etwas verwirrt... Unhöflich? Eigentlich eine eindeutige Message, an der es nichts (aber auch gar nichts) auszusetzen gab, wäre da nicht die Tatsache, dass Neuseeländer bei der Abkürzung NZS eben nicht an Nazis denken. Es gab einen großen AHA-Effekt auf allen Seiten, als Kai Kate und Kate Kai aufklärte! NZS ist hier eine gängige Abkürzung für Newzealander ... Wow. Unter diesem Aspekt war das schon nicht sehr nett! :) Wir mussten alle lachen... dieses T-Shirt wird wohl in nächster Zeit etwas öfter im Schrank bleiben.

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