Der Aufbau einer Apfelplantage

Bobos Impressionen der Apfelfarm als Collage
Bobos Impressionen der Apfelfarm als Collage

Zurück auf der Apfelplantage... Wow, hier hatte sich aber was getan! In den letzten 5 Tagen waren einige neue Baumreihen gepflanzt... ganz kahl und trostlos standen sie in der graubraunen Erde... und auch einige Pfosten waren dazugekommen... Hier sollten also noch ein paar Hektar Plantage dazukommen.

Mike brachte uns zu den etwas größeren Apfelbäumen (immer noch nur knapp 1,80 Meter hoch). Unsere Aufgabe bestand im Ausdünnen dieser Bäume. Also die selbe Arbeit, die wir letzte Woche vor Rückkehr auf die Kiwifarm schon mal angefangen hatten. Das hatte im Vergleich zum kleine Bäume in die Erde festtreten auch deutlich mehr Spaß gemacht, so dass wir begeistert ans Werk gingen. Reihe für Reihe immer weiter weg vom Eingangsbereich, wo schwere Maschinen die Riesenpfosten zwischen den Reihen in die Erde stampften. Diesmal sollten wir nicht nur die untersten und knapp unterhalb der Wachstumsspitze befindlichen Blätter entfernen, sondern auch die kleinen Äpfel. Die Bäume brauchten einfach noch 1-3 Jahre, bis sie einen reichen Ertrag an Äpfeln hervorbringen würden. Vorerst sollten sie ihre Energie zum Wachsen nutzen. Am zweiten Tag kam Mike zu uns und dem Hongkong-Pärchen Michael und Bobo. Er brauchte etwas Unterstützung vorne. Zwischen den Pfosten der ganz jungen Bäume war mittlerweile Draht gespannt. Wir durften uns jetzt aktiv am Aufbau der Plantage beteiligen und sollten die jungen Bäume an diesem Draht festknoten, damit der Wind sie nicht einfach umknicken konnte. Dazu lernten wir eine ganz ausgeklügelte Knotentechnik von ihm, die verhindern sollte, dass die Knoten auf dem Draht verrutschten. Das kleine Gummiseil wurde dreimal um den Draht geschlungen... dann ein normaler Knoten... schön fest ziehen... ein halber Knoten links davon... ein halber Knoten rechts davon ebenfalls sehr festgezogen und zum Schluss beide Schnurenden um den Baum herum und einen nicht ganz so festen Doppelknoten. Je nachdem wie schief das Bäumchen durch die Wetterkonditionen bereits stand musste die Schlaufe größer oder kleiner sein. Wow... 90 - 100 Bäume standen pro Reihe. Jeder schnappt sich eine Reihe und knotet sich von Baum zu Baum. Die Finger ermüdeten schnell und an den Festziehstellen bildeten sich nach den ersten zwei Tagen Blasen. Wie gut, das Mike uns zur Erholung weitere Skills beibrachte: Wasserleitungen installieren. Nachdem die Bäume einer Reihe festgeknotet waren befestigten wir mit wie Sprungfedern gebogene Platikteile die Wasserschläuche an dem Draht. Endlich Abwechslung für die Finger... allerdings bildeten sich nach der dritten Reihe halt an anderen Stellen der Hand Druckstellen, die sich zu Blasen umwandelten. Wieder zwei Tage später, tapten wir uns Teile der Fingerspitzen und klebten Pflaster auf die offenen Blasen. Mittlerweile waren die anderen wieder zu uns gestoßen. Und trotz der zu Beginn ungewohnten Handbelastung machte es uns allen großen Spaß! Man sah wie man vorwärtskam. Als wir später auch noch die Bäume düngen und Sprenkler an unsere Wasserschläuche befestigten durften, war der Job an Abwechslung gar nicht mehr zu übertreffen. Wir sahen selbst, wo noch was zu tun war und holten die Pfosten-Stampfer und Draht-Spanner bald ein. Für Überstunden blieb jeder gern und es war ein tolles Arbeiten, auch weil Mike uns zeigte, wie er unsere Arbeit schätzte und immer ein liebes Wort auf den Lippen hatte. Und auch weil wir uns zusehens näher kamen in unserer Arbeitsgruppe! Die Pausen verbrachten wir immer gemeinsam und lernten einander jetzt erst richtig kennen. Gemeinsam kümmerten und sorgten wir uns um die frischgeschlüpften Vogelküken von Bodenbrütern, bauten ein Nest aus Steinen und freuten uns, dass auch die Pfostenstampfer vorsichtig um die Nester drum herum fuhren. Regenbogenbilder wurden geteilt. Ein freilaufendes Kaninchen (kein Plan, wo das wieder herkam) gefüttert. In den Pausen klimperte ich hin und wieder auf dem Klavier im Pausenraum und wir organisierten uns selbst als Gruppe in dem wir Startzeiten absprachen. Und nach 4-5 Tagen hatten wir Schwielen an den Händen, was uns zumindest vor neuen Blasen schützte und wir waren gut auf die Arbeit eingestellt. Jeder hatte jetzt auch eine gute Knotenposition, da die Hände mittlerweile wussten, was sie zu tun hatten und man nicht mehr mit gesenktem Kopf arbeiten musste (Rücken-sei-dank). :) Sprich so hätte es eeewig weiter gehen können. Unterdessen wuchsen auch unsere Sprachkenntnisse wie von allein und das "Guten Morgen" hallte auf Spanisch, Deutsch, Englisch und Kantonesisch über die Farm. Prost, auf Wiedersehen, Danke... alles kein Problem mehr auf kantonesisch. Und da wir nicht die einzigen Seasonal Workers dort waren hatten wir es auch bald drauf auf tonganisch nach dem Befinden zu fragen und Danke zu sagen! :D

Social Soccer in Motueka
Social Soccer in Motueka

Es dauerte nicht lange und wir unternahmen auch außerhalb der Arbeit etwas zusammen. Beginn machte da wie so oft im Leben der Teamsport! Wir erzählten ein bisschen vom Social-Soccer und schon waren wir beim nächsten Mal zu 5. dort! :) Und wir staunten nicht schlecht, als Soon seine Keeperfähigkeiten zeigte und wie gut er spielen konnte. Soon, aus Südkorea kommend, der so gut wie kein Englisch sprach und sich häufig mal etwas tollpatschig anstellte! Die Gespräche sind auch immer wieder ein Fest. Häufig braucht man 4 Wiederholungen mit einfachen Schlagwörtern und weiß dann immer noch nicht, ob er es verstanden hatte. Ein super lieber Typ, den man einfach mögen muss! Auch immer wieder schön Kais und seine Fachsimpelei über die Bundesliga in der Pause.  Bobo schaute zu und Michael traute sich  nach einer halben Stunde auch mit aufs Feld! :) Eine Woche später saßen wir zu dritt draußen und schauten Kai und Soon zu, da Michael sich in der ersten Woche eine Zerrung zugezogen hatte und ich durch den Regenarbeitstag erkältet war. Es war zwar traurig nicht selbst spielen zu können, aber so witzig mit den beiden über Gott und die Welt zu quatschen!

Kai, Michael, ich und Soon etwas ko aber glücklich nach 3h Spiel!
Kai, Michael, ich und Soon etwas ko aber glücklich nach 3h Spiel!
Yummi, Essen! Jeder bringt was mit... Perfekt mit so vielen vertretenen Ländern!
Yummi, Essen! Jeder bringt was mit... Perfekt mit so vielen vertretenen Ländern!

Am Samstag (26.11.2016) wurden wir zu einer Homeparty eingeladen. Soon wollte eine koreanische Suppe kochen, die es in der Armee bei ihm oft gegeben habe. Aber auch so brachte jeder etwas mit, so dass wir eine riesen Auswahl an Essen hatten: Japanische Soßen, Nudeln nach Hongkong-Art, amerikanischer Apple-Crumble, indische Paratha, Milchreis und allerhand frisch gegrilltes Gemüse. Mako (aus Japan) teilte fröhlich aus und schneller als man trinken konnte, wurde einem schon die nächste Bierflasche hingehalten.

Nach einer kleinen Runde Fußball im Garten traf man sich zur lustigen Karten-Spielrunde im Wohnzimmer! Ginger, der dort lebende Kater war leicht verunsichert, kam aber dennoch erstaunlich gut zurecht und hätte ein Brüderchen von Nico sein können... ein dickes Brüderchen. Aber wenn man von 10 dort lebenenden Backpackern gefüttert wird, ist das wohl auch kein Wunder ;)

In der folgenden Woche war die Apfelplantage dann leider fertig aufgebaut! Viel zu schnell! Mike freute sich, da jetzt für alle Bäume eine Wasserversorgung gesichert war! (Kai hatte heimlich den Sprenkler über dem Vogelnest entfernt, nachdem er sicher gegangen war, dass der Baum genügend Wasser vom Nachbarsprenkler abbekommt und der Pfosten ja nun wirklich nicht gewässert werden  muss ;)) Zum Feierabend brachte Mike für uns alle Bier, alkoholfreie Getränke und Chips mit und wir saßen noch über eine Stunde mit ihm zusammen und quatschten! Das war schon eine einmalige Zeit! Ab Freitag, der nächste Tag, standen neue Aufgaben für unsere Gruppe auf dem Programm. Aber daran wollte noch keiner von uns denken, wo uns die Firma Mc Lean als nächstes hinbrachte. Eine halbe Einladung gab es von Mike zur Silvesterparty zu kommen... ABER nur im Kostüm! :) Wir werden sehen, was sich bis dahin tut! :) Auf  jeden Fall waren wir super glücklich über unsere bisher zugewiesenen Supervisors... Linda war schon cool, Mike hatte das noch getopt! So kann es weitergehen!

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