Käptn Kai über Wanaka :)

Bendigo Ghost Town... Geschichte hautnah.
Bendigo Ghost Town... Geschichte hautnah.

Nach der Besteigung von Mount Ollivier rechneten wir mit allerstärksten Muskelkater am nächsten Morgen... aber tatsächlich hielt es sich in Grenzen. Keine Schmerzen... zumindest nicht am ersten Tag. Wir merkten nur, dass die Muskeln eben sehr schnell erschöpft und schwerer als sonst waren. Also sollten wir die nächsten zwei Tage langsamer angehen lassen. Da musste der Ole wohl mehr herhalten. ;) Zuerst brachte er uns nach Bendigo und von dort einige Meter außerhalb und bergauf zu einer alten, verlassenen Geisterstadt. Während des Goldrausches hatten hier viele Miner gelebt, die gleich in den Schächten unter ihrer Siedlung arbeiteten und nach Gold suchten. Neben alten Hausruinen fanden wir alte Bergwerk-Werkzeuge, dutzende abgesicherte Schachtzugänge, die bis zu 200 Meter tief waren und alte verrostete Nägel und Scherben. Dieser Ort war tatsächlich voller Geschichte und bestach durch seine Verlassenheit und Abgeschiedenheit. Eine mystische Atmosphäre umgab die verlassenen Häuser. Es waren auch kaum Menschen hier oben, so dass wir uns zwischen all den alten Überresten völlig frei bewegen konnten. Kaninchen hatten diese alte Stadt für sich erobert... immer wieder sah man ihre Löcher und ihre Murmeln auf dem Boden.

Was soll man dazu noch sagen, außer: SCHÖÖÖÖN!
Was soll man dazu noch sagen, außer: SCHÖÖÖÖN!

Nachdem es auf dem Berg in Bendigo-Ghostown immer wärmer geworden war und das Wetter nicht hätte besser sein können, machten wir bevor wir nach Wanaka hineinfuhren am Clutha-River Halt. Das Wasser war (bis auf die so weit verbreiteten, aber für Menschen ungefährlichen Dydimo-Algen) sooo klar, dass es verlockend türkis-grün zu uns herauf leuchtete! Natürlich konnten wir nicht widerstehen und liefen etwas am Ufer entlang auf der Suche nach einem schönen Schwimmplatz. Wir hatten gelesen, dass es irgendwo hier ein Seil von einem Baum hängen sollte und es einen sicheren Platz zum Baden geben sollte. Denn so schön der Fluss auch aussah... direkt an der Brücke und Straße war die Strömung entschieden zu stark! Und wir wurden schon bald fündig! Es war ein traumhafter Ort: Das blaue Wasser, das sanfte Grün der Wiese und das satte Grün der Bäume passte wunderbar zum wolkenlosen blauen Himmel. Es gab nicht mal all zu viele Sandfliegen...! Da ließen wir uns nicht lang bitten, wechselten in die Badeklamotten und wie kleine Affen ging es an die Seilschaukel. Der Strom in diesem kleinen Seitenarm des Rivers war nicht allzu stark. Jetzt musste man sich nur noch trauen loszulassen, um am Ende ins kalte Wasser zu plumpsen. :) Das war ein Spaß! 

Der Strand in Wanaka am gleichnamigen Lake
Der Strand in Wanaka am gleichnamigen Lake

Und dann erreichten wir Wanaka und staunten nicht schlecht. Anscheinend war hier alles in Vorbereitung für ein großes Farmerfest und eine Pferdeshow. Wir ignorierten den ganzen Trubel auf den Freitagnachmittag einfach und gingen erstmal was essen. Wo und was war schon gleich nach dem Reinfahren in die Stadt klar, als wir den Red Star Burgerladen passierten! Natürlich würden wir hier essen und dem Roten Stern in Halle zuprosten! ;) Da wir nach wie vor noch recht ko von gestern waren, beließen wir es bei einem kurzen Stadtbummel und zogen uns nach dem Einkauf auf einen Campingplatz im benachbarten Albert Town zurück. Es war endlich Sommer, die Temperaturen waren angenehm warm und wir campierten direkt neben den bereits so liebgewonnen Clutha River, der auch nachmittags nochmal zum kurzen Schwimmen und anschließenden Entspannen einlud. Bei einem sagenhaften Sonnenuntergang klang der Tag perfekt aus! :)


Der Morgen des 11.03.2017 begann vorerst ganz unaufgeregt. Wir hatten uns die "Must do"- Wanderung um Wanaka ausgesucht, die wir uns trotz leichtem Muskelkater heute zutrauten: Der Aufstieg zum Roys Peak mit Ausblick über Lake Wanaka und bis in den Mount Aspiring NP hinein. Aber wiedermal kam es anders als man geplant und wir ließen dieses Must do doch tatsächlich aus. Schuld daran waren zwei alte Bekannte aus unserer Aucklandzeit. Auf dem Weg zum Carpark (dazu mussten wir uns wieder durchs geschäftige Wanaka durchkämpfen) trafen wir auf zwei Gestalten, die eine laaange Asphaltstraße entlanglaufend uns entgegen kamen. Vor Schreck fuhren wir erstmal vorbei. Waren das nicht?! Schnurstracks wendeten wir und kurze Zeit später gab es ein großes Hallo und ein Teil von Room 304 des Nomads in Auckland war wieder vereinigt. Moritz und Claudius waren doch tatsächlich zufälligerweise ebenfalls gerade in Wanaka! Neuseeland ist wirklich ein Dorf! Wir gerieten sofort ins Erzählen, Schwärmen und tauschten gegenseitig unsere Abenteuer aus. Dabei kam heraus, dass Moritz und Claudius gestern auf und über dem Flughafen von Wanaka unterwegs waren. Kai wurde sofort hellhörig! Auch ihm war das große Zeichen "pilot a plane" bereits aufgefallen, als wir am Flughafen vorbeigefahren waren. Moritz und Claudius bestätigten seine Vermutungen, dass jeder so völlig ohne Vorkenntnisse hier selbst ein Flugzeug steuern konnte! Er war sofort Feuer und Flamme!

Roys Peak war vergessen! Naja nicht so ganz... wir würden die Aussicht trotzdem bewundern können, nur eben von noch weiter oben und ohne Anstrengung verbunden... allenfalls etwas Nerven und Aufregung würde es uns kosten! Aufgeregt wie ein kleines Kind stand Kai kurze Zeit später hinter dem Schalter am Flughafen... Eigentlich wollten wir für morgen noch einen Termin buchen, als plötzlich eine Pilotin auftauchte und im Terminbuch noch eine freie Stelle entdeckte. Für heute...! Für sofort in 15 Minuten! Wow... so sehr sich Kai darüber auch freute: Jetzt war er noch mehr aufgeregt! Sooo schnell ins kalte Wasser geschmissen zu werden... das hatte er sich dann doch anders vorgestellt! Auf der anderen Seite passte es perfekt. Und so saßen wir unverhofft im kleinen Kinosaal der Flughafenhalle und sahen uns die Sicherheitsanweisungen an!

Ich durfte als Passagier kostenlos mitfliegen und war mindestens genauso aufgeregt, immerhin würde Kai den Flieger fliegen.

 

Wir sind bereit... noch lachen wir! ;)
Wir sind bereit... noch lachen wir! ;)

Der Flieger war eine Cessna 172, die vor unseren Augen gerade landete und schon waren wir an der Reihe. Unser „Co-Pilot“ begrüßte Pilot Kai und mich herzlich, machte noch ein Bild von uns mit dem Flieger und schon saßen wir im Flugzeug. Ich hatte hinten auf meiner Sitzreihe freie Platzwahl und blieb einfach in der Mitte sitzen! Kopfhörer auf und ich lauschte beeindruckt den Anweisungen und Erklärungen! Mit den Fußpedalen fuhr uns Kai kurze Zeit später auf das Rollfeld. Der Co-Pilot übernahm die Funkeraufgaben und gab letzte Anweisungen für den rasch nahenden Start. Wir hatten vom Tower Starterlaubnis erteilt bekommen, die Maschinen heulten auf und Kai beschleunigte, bevor er langsam das Steuer zu sich heranzog und wir abhoben. Er folgte den Anweisungen seines Co-Piloten und wir schraubten uns stetig weiter nach oben. Ich fühlte mich langsam sicherer und genoss den Ausblick! Von oben erkannte ich unsere Badestelle von gestern und den Campingplatz und schließlich Roys Peak, sowie Lake Wanaka. Nur einmal rutschte mir nochmal das Herz in die Hose (und auch Kai blieb nicht völlig cool), als uns unser lieber Co-Pilot zeigte, was der Flieger alles konnte und ohne Vorahnung das Steuer ganz zu sich heranzog. Die Cessna stieg steil auf, wobei sie immer, immer, immer langsamer wurde... Die Welt lag plötzlich in unserem Rücken... das Gefühl war schon merkwürdig... noch schlimmer wurde es, als er aus dieser Bewegung das Flugzeug plötzlich in den Sturzflug lenkte... Mein Herz überschlug sich fast, am Scheitelpunkt unserer Flugbahn. Der Spuk dauerte nur eins, zwei Sekunden, bevor Kai das Steuer zurück hatte und uns ruhig ausbalancierte! :) Der ruhige Teil unseres Fluges konnte damit weitergehen.

 

 

Viele Instrumente und defekter künstlicher Horizont :)
Viele Instrumente und defekter künstlicher Horizont :)

Nach 20 Minuten Flugzeit kehrten wir zur Start- und Landebahn zurück. Der aufregendste und sicherlich auch schwierigste Teil stand bevor: Die Landung. Wieder wurde alles erklärt... noch Fragen? Ähm... erstmal nicht. Na wenn das nicht Vertrauen aufbaut! ;) Wir senkten uns langsam, Kais Co-Pilot drosselte das Tempo und Kai hielt auf die Landebahn zu. Der Anflug kam mir wie eine kleine Ewigkeit vor, aber mit einem sanften Ruck setzten wir schließlich sicher auf dem Boden auf! Kai bekam noch ein Zertifikat und kann damit stolz die ersten 0,4 Stunden Flugeinheit vorweisen! Der erste Schritt in Richtung Flugschein ist damit gemacht! :) Glücklich und geflasht hatte er danach in der Bibliothek etwas Zeit sich alles bewusst zu machen, bevor wir Wanaka den Rücken kehrten. Die Westküste wartete auf uns! Wir fuhren bis zum nächsten kostenlosen Campingplatz: Cameron Flat auf der Strecke zwischen Wanaka und Haast. Hier lieferten wir uns eine gnadenlose Schlacht mit tausenden von Sandflies, die während wir kochten irgendwie in unser Auto gekommen waren. Sie waren gefühlt überall! Nach ca. 30 Minuten hatten wir es geschafft und konnten uns beruhigt und ungestört zurücklehnen. :)

 


In der Nähe der Blue Pools... schon hier sieht das Wasser trotz Regenwetter verführerisch aus.
In der Nähe der Blue Pools... schon hier sieht das Wasser trotz Regenwetter verführerisch aus.

 

Am nächsten Morgen wurden wir von Regen geweckt... Diesmal waren wir nicht so geduldig, um auf das Ende des Regens zu warten. Aber hier hatten wir auch einen Unterstand, unter dem wir im Trockenen frühstücken konnten. Wir hatten nicht als einzige die Idee und schon bald gesellte sich ein Pärchen aus Kanada zu uns. An Hannes und Eva denkend, (die bald ihr Work-and-Travel-Abenteuer in Kanada starten werden) quetschten wir die beiden sogleich über Kanada aus... Wie kommt man an ein günstiges Auto dort ran? Wie kommt man durchs Land ohne Auto? Braucht man wirklich eine Bärenglocke, um sich vor Bären zu schützen? Es gab einige Lacher in dieser Unterhaltung, v.a. als wir beim Thema Bärenglocke ankamen. Es war ein lustiger Morgen trotz des grauen Regens. Mit dem mussten wir uns abfinden, mal leicht, mal mittelstark. So hatten wir gleich einen Eindruck vom klassischen Wetter an der Westküste (ebenfalls eine der regenreichsten Regionen Neuseelands). Dennoch ließen wir kaum einen unserer geplanten Zwischenstopps aus. So sahen wir verschiedenste Wasserfälle (Fantail Falls, Thunder Creek Falls) und die wirklich atemberaubenden Blue Pools! An diesem Ort hätte man sogar von der Brücke springen können... aber da es wirklich nass und kühl war und Sandfliegen leider auch bei Regen nicht verschwinden, sondern einen schier in den Wahnsinn treiben, entschieden wir uns dagegen. Das Bestaunen der Blue Pools musste wohl genügen.

 

Unser Campingplatz am Gillespies Beach... von der Strandseite aus gesehen
Unser Campingplatz am Gillespies Beach... von der Strandseite aus gesehen

 

An Haast vorbei ging es direkt an die Westküste... das Wetter wollte nicht besser werden, also gab es nicht viel für uns zu tun, als unseren Weg bis Fox Glacier fortzusetzen. Wir hatten für die nächsten zwei Tage viel vor... die nächste Mehrtageswanderung in der Nähe von Fox stand an und wir waren schon voller Vorfreude. Jetzt konnten wir nur noch die Daumen drücken, dass das Wetter aufklaren würde. Zumindest ließ der Regen nach, als wir an unserem Campingplatz am Gillespies Beach ankamen. Wir hatten das Meer zurück! Es war zwar nach wie vor grau, aber wir konnten noch etwas am Strand spazieren gehen, wobei sich hier und da wieder Delfine zeigten!

 

Zurück am Campingplatz war einiges passiert: Da es der günstigste Platz hier in der Gegend war, war er sagenhaft schnell voll geworden und es kamen immer noch mehr Autos, die irgendwie versuchten hier noch irgendwo für die Nacht stehen zu können! Wieder einmal war es gut, dass wir mehr oder weniger früh hier eingecheckt haben. Wir hätten noch Zeit gehabt für die nächsten zwei Tage etwas vorzubereiten... aber bei dem grauen Wetter und dem erneut einsetzenden Regen konnten wir uns kaum dazu aufraffen, so dass wir uns in unseren Van zurückzogen.

 

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