Willkommen in der Sandfly-Hölle :)

Treibgut am Strand von Hokitika hält für viele Kunstwerke her, wie diesem lebensgroßen Schriftzug!
Treibgut am Strand von Hokitika hält für viele Kunstwerke her, wie diesem lebensgroßen Schriftzug!

 

Am nächsten Morgen teilten wir uns den Frühstückstisch mit einem Pärchen aus London... Das wurde ein laaanges Frühstück! Als wir dann noch Gesellschaft von einer kleinen Katze bekamen, die nach dem Frühstück beschloss, dass unser Schoß der beste Ort für ein kleines Nickerchen wäre, war eh alles verloren und wir würden definitiv nicht früh von hier loskommen. :) Gleichzeitig fühlten wir uns mehrfach an einen Film erinnert, der hier seit gestern in den Kinos sein sollte: Bob, der Streuner! Wir hatten jetzt schon beide Bücher gelesen und erwarteten den Kinofilm gespannt! Obwohl es um eine nicht wenig bekannte Katze in London geht, hatte das Pärchen aus London nie etwas von ihm gehört. Wir schmusten noch etwas mit dem Schmusetiger, bevor wir uns auf den Weg in das sehr beschauliche Hokitika machten. Ganz entspannt in der Library sitzen, Burger und Pommes zum Mittag essen und ein Spaziergang zum Sunset Point und entlang des Strandes ließen uns diese kleine Stadt an der Westküste sofort ins Herz schließen! Wir sind uns einig: Hokitika ist unsere Lieblingsstadt an der Westküste!

 

Der Kinosaal in Hokitika
Der Kinosaal in Hokitika

 

Hokitika hat sogar einen Flughafen, und nicht nur irgendeinen: Es ist die Stadt mit DEM Flughafen der Westküste, oben auf einem kleinen Berg gelegen. Nachdem Kai ein wenig Flugzeuge gucken gegangen war, nutzen wir hier oben die Zeit für eine kleine Kaffee- und Nähpause: Unsere Vorhänge im Auto mussten dringend neu genäht werden. So kriegten wir die letzte halbe Stunde auch noch rum, bevor unser erster Kinofilm hier startete: Tatsächlich war es heute soweit und wir verfolgten gespannt, wie sie die Bücher auf Leinwand umgesetzt hatten. Mit unserem Eintritt für „A Streetcat, named Bob“ unterstützten wir sogar die SPCA, ein Zusammenschluss, der sich für Haustiere einsetzt, herrenlosen Tiere vermittelt, Streunern vorübergehend ein Zuhause gibt und generell hier Aufgaben des Tierschutzes übernimmt.

 

Nachdem wir den kleinen Kinosaal verließen war es ohnehin schon fast dunkel und wir konnten nicht mehr weiterfahren, also checkten wir für eine zweite Nacht im Royal Mail Hotel ein. Heute war deutlich mehr los und wir genossen unsere Zeit diesmal draußen in Gesellschaft von Katze, Schlappohrkaninchen, zahlreichen umherschnüffelten Igeln und den neugierigen Wekas.

 


Auf dem Weg zum Arthurs Pass... hier wird offensichtlich ein Fluss über die Straße geleitet. Warum auch nicht?
Auf dem Weg zum Arthurs Pass... hier wird offensichtlich ein Fluss über die Straße geleitet. Warum auch nicht?

Heute, am 19.03.2017 sollte es weitergehen. Wir hatten etwas Verrücktes vor... Da wir unbedingt mit der Tranzalpinen Eisenbahn einmal über die ganze Insel fahren wollten, aber eben auch selbst den dabei zu überquerenden Arthurs Pass in Ruhe erkunden wollten, begann sie heute unsere Reise kreuz und quer über die Insel! Am 23.03. hatten wir ein Ticket für den Tranzalpine Express von Greymouth nach Christchurch gebucht. Da es ein One Way Ticket war, mussten wir uns etwas ausdenken. Der Plan war folgender: Wir fahren von Hokitika nach Christchurch, fliegen von Christchurch nach Hokitika, wobei wir unser Auto am Bahnhof (nicht am Flughafen parken), fahren mit dem Bus von Hokitika nach Greymouth und dann gemütlich mit der Bahn zurück nach Christchurch! Das war alles in allem die günstigste Variante für unser Unterfangen. Wir hatten also noch 4 Tage, um nach Christchurch zu kommen. Danach sollte es gemütlich per Auto wieder zurück an die Westküste gehen... also wirklich: ein Hin und Her. Aber wir hatten Zeit und waren nicht in Eile.

 

Da wir also wussten, dass wir in ein paar Tagen eh wieder in Hokitika sein würden, fiel uns der Abschied nicht sonderlich schwer und wir fuhren weg vom Meer, den hohen Bergen entgegen! Es war eine traumhafte Fahrt durch die Täler der Flüsse zum Arthurs Pass Village mit wunderschönen Ausblicken auf die Bergwelt!

 

 

Devils Punchbowl Falls vom Beginn des Wanderweges aus
Devils Punchbowl Falls vom Beginn des Wanderweges aus

 

 

 

 

 

 

 

Arthurs Pass Village ist verschrien für seine vielen Kea-Übergriffe... nur wir haben irgendwie keine hier gefunden! Dafür aber gehört, sie kreisten weiter oben in den Bergen und schienen ausnahmsweise mal etwas anderes spannender zu finden als parkende Autos am bekannten Wasserfall Devilspunch Bowl. Das Dorf selbst besteht aus einer Häuseransammlung an der Straße... beschaulich, klein, schnell erkundet. Wir genossen unsere Zeit hier mit einem kleinen Ausflug zum Wasserfall über einen gut ausgebauten, relativ kurzen Wanderweg.

 

Wir schlagen unser Lager im Waimakariri River Valley auf
Wir schlagen unser Lager im Waimakariri River Valley auf

 

Es war so langsam schon wieder an der Zeit, sich einen sicheren Campingplatz zu suchen... Der Kniff hierbei bestand darin: Er musste sicher vor Mäusen sein! Überall zu den Campinplätzen in der näheren Umgebung lasen wir von unlieben Mausbesuchen in der Nacht, die ein Vanbesitzer nur schwerlich wieder aus dem Auto vertreiben kann! Wir fanden schließlich einen im Waimakariri River Valley, bei dem keiner vorher von Mausattacken berichtet hatte... nur ein paar Sandfliegen sollte es hier geben... wie schlimm konnte das schon sein? Hatten wir ja vorher auch immer mal wieder...! Mit dieser Einschätzung hatten wir uns weit aus dem Fenster gelehnt. Wie weit, wurde uns später bewusst.

 

Als wir das ausgetrocknete Flussbett vor uns erkunden wollten, sah ich aus dem Augenwinkel eine Maus über das Gras huschen! Verdammt! Das war keine gute Voraussetzung... Kai und ich beschlossen, unser Glück nicht herauszufordern und parkten kurzerhand in das steinige Flussbett um. Weg vom Gras und weg von den Mauselöchern. So hofften wir, die Nacht über unbehelligt zu bleiben. Doch kaum ausgestiegen, waren wir von einem Schwarm blutdurstiger Sandfliegen umgeben. Von der Ferne beobachteten wir, wie neuankommende Camper ihr Lager auf unserem ehemaligen Platz aufschlugen... ein paar Minuten blieben und schließlich fluchtartig davon fuhren. Am späten Abend wiederholte sich dieses Schauspiel schließlich nicht mehr und ein paar Camper bauten ihr Zelt dort auf und blieben da. Wir versuchten während des Essens, keine Sandfliegen zu verschlucken... Es war sogar schwer zu atmen mit einer Million Sandfliegen um einen rum! Es war wirklich nicht mehr genießbar! Dabei war es ein wunderschöner Ort mit einer schönen warmen Abendsonne und einen schönen Sonnenuntergang! Um die Invasion der Sandflies so gering wie möglich zu halten, räumten wir unser Bett von innen heraus frei und gingen daraufhin wieder auf Sandfliegenjagd!

 


Arthur Pass Viallage von oben... und die Transalpine Eisenbahnstrecke...
Arthur Pass Viallage von oben... und die Transalpine Eisenbahnstrecke...

 

Am nächsten Morgen mussten wir leider wieder in den sauren Apfel beißen und irgendwann unseren Sandfly-sicheren Van verlassen um inmitten der Biester zu frühstücken. Wir haben es nicht genossen! Aber bei der Gelegenheit sahen wir, dass die Zelte von gestern Abend verschwunden waren... und sie waren nicht nur verschwunden: alles sah nach Flucht aus. Eine Schüssel lag noch auf der Wiese mit Mäusekot, zerknabbertes Papier und ein Fetzen von zernagtem Rucksack- oder Zeltstoff. Die Armen mussten mitten in der Nacht tatsächlich Mäusebesuch bekommen haben. Wir hatten also richtig entschieden. Auf dem Weg zurück nach Arthurs Pass sahen wir an einem Campingplatz vor dem Dorf doch tatsächlich ein bekanntes Gesicht beim Frühstück sitzen: Leonie! Leonie (wir erinnern uns: Sie hat mit uns bei John gearbeitet und wir waren gemeinsam auf Mount Arthur … Musste wohl am Namen liegen, dass wir uns hier wieder trafen ;)) war gerade auf dem Weg zur Westküste. Sie war, seitdem sie von John aufgebrochen war, viel gereist, hat die letzten Wochen in Hanmer Springs gearbeitet, versucht in Christchurch ihr Auto zu verkaufen und würde jetzt über die Westküste nach Nelson fahren. Dort erhoffte sie sich mehr Glück beim Autoverkauf. Tatsächlich war sie aber sehr traurig, dass ihre Reise in 3 Wochen zu Ende ging! Wie für viele junge Backpacker aus Deutschland, die alle rechtzeitig für ihr Studium wieder in Deutschland sein wollen und deshalb nicht das Jahr komplett ausschöpfen. Während wir wieder mal dabei waren, uns zu verquatschen, wurden wir Zeuge, wie ein Van vor unseren Augen von 8 Backpackern von Punkt A zu Punkt B geschoben wurde... Der Versuch den Motor während des Anschiebens zu starten, schlug fehl. Kurz danach kam einer von ihnen zu uns... sie bräuchten wohl ein Seil. Kaum zu glauben, aber das Kletterseil, was unseren Ole damals schon vom Abhang gerettet hat, bekam nun einen zweiten Rettungseinsatz. Natürlich hatten wir es gut aufgehoben. Und mittels eines zweiten Vans und zwei Versuchen schafften sie es tatsächlich, den Motor zum Laufen zu bringen! Leider hatten sie einen so festen Knoten gebunden, den einfach keiner mehr aufbekam... Unser Kletterseil ist nun mit dem mittigen knoten und einer Schlaufe deutlich kürzer als vorher... aber wer weiß, wozu es noch gut sein könnte! Die Backpacker konnten gar nicht mehr aufhören „Danke“ zu sagen und waren der Überzeugung, dass wir ihren Tag gerettet hatten! :) Das freute uns, da wir ja mal in genau der selben... oder zumindest ähnlichen Situation waren! :)

 

 

Harter Aufstieg zum Avalanche Peak :)
Harter Aufstieg zum Avalanche Peak :)

 

 

 

 

 

Von Leonie verabschiedet (diesmal wirklich für eine sehr lange Zeit), machten wir uns um 12:30 Uhr zur Wanderung zum Gipfel vom Avalanche Peak auf. Eine lange Wanderung von 6h lag vor uns! Es war steil, steinig, geröllig und wieder lag eine harte Kraxelei vor uns! Nachdem wir die Baumgrenze hinter uns gebracht hatten, ging es eine Weile auf einem Wiesenplateau nicht mehr ganz so steil bergauf. Der Avalanche Peak hat mindestens 4 Gipfel, auf denen man immer eines Besseren belehrt wird und herausfinden muss, dass das doch noch nicht der eigentliche Gipfel ist! Nach einem letzten Geröllfeld und einem sehr steilen Anstieg hatten wir es geschafft: Das war DER richtige Gipfel auf 1833 m Höhe. Hier oben wehte ein kräftiger und sehr kalter Wind! Die Mützen mussten gesichert werden und die Haare machten, was sie wollten! :D

 

Na das ist ja nur noch ein Katzensprung bis da runter...
Na das ist ja nur noch ein Katzensprung bis da runter...

 

 

 

 

 

 

 

Nach einem nicht minder anstrengenden und nicht weniger steilen Abstieg waren wir gegen 17:00 Uhr wieder am Auto! :)

 

Weiter gehts Richtung Christchurch
Weiter gehts Richtung Christchurch

 

 

Etwas k.o., aber glücklich fuhren wir nicht mehr all zu weit, aber weit genug, um Arthurs Pass mit seinen Mäusen weit genug hinter uns zu lassen zu unserem nächsten Campingplatz. Und was für ein perfekter Platz das war: Kostenlos, mit Klopapier auf dem Plumpsklo und sogar Desinfektionsmittel. Direkt am Lake Pearson gelegen... Ja eigentlich brauchten wir eine Dusche... aber zum Baden war es einfach zu kalt. Sobald die Sonne hinter den Bergen verschwunden war, kam der Wind dazu und wehte uns kalt entgegen. Was uns ebenfalls pünktlich zum Abendbrot entgegen kam, waren viele, viele neugierige Entlein. :) Wir hatten einen tollen Abend.

 

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