Die Reise ins Zentrum der "Donut Insel" ;)

Dichter, kalter, feuchter Nebel liegt am Morgen über dem Land
Dichter, kalter, feuchter Nebel liegt am Morgen über dem Land

Und es war eine kalte Nacht... Unsere Scheiben hingen am nächsten Morgen innen voll mit großen Tropfen und als wir den Kopf aus dem Auto steckten, sahen wir erstmal gar nichts. Es herrschte eine dicke, fette Nebelsuppe draußen und wir konnten die kleinen Wasserpartikel mit bloßem Auge durch die Luft schweben sehen. Also das perfekte Wetter für einen Kayak-Ausflug auf hohe See war das sicher nicht! Aber noch war es früher morgen... das würde sicherlich schon in ein paar Stunden ganz anders aussehen! Die Sonne war als kleiner hellerer Punkt durch die Nebeldecke zu sehen... sie hatte arg zu kämpfen. Noch bevor wir aufbrechen konnten, wurden wir von unseren Gastgebern auf eine Tasse Tee, wahlweise Kaffee ins Haus eingeladen. Rihanna und Beyoncé (die zwei Greyhoundhundedamen) hatten es sich auf riesigen eigens für sie platzierte Plüschkissen lang gemacht. Die ohnehin schon langen Beine von sich streckend, sahen sie noch länger aus und der gesamte Hund war irgendwie etwas verknotet! :D Wir bekamen noch allerhand nützliche Reisetipps von unseren Gastgebern (inklusive einigen Empfehlungen für die Cook Inseln im Juli... denn dort waren sie wohl auch schon des Öfteren und standen in engem Kontakt mit der Tierschutzorganisation vor Ort). Wir verbrachten fast über eine Stunde in ihrem Wohnzimmer... eine Stunde, in der die Sonne ganze Arbeit geleistet hatte. Es war immer noch etwas nebelig... aber mittlerweile konnte man wieder deutlich weiter gucken! Wir bedankten uns, schrieben uns in ihr Gästebuch ein und fuhren zurück in den Norden nach Whangamata. 

Surfen am Strand von Whangamata mit der großen Clark-Island und der kleineren Donut Island im Rücken
Surfen am Strand von Whangamata mit der großen Clark-Island und der kleineren Donut Island im Rücken

Dort angekommen hatte sich der Tag gemausert und übrig blieb ein wunderschöner, sonniger Tag! Unserer Kayaktour zur Donut Island kann somit ja wohl nichts mehr im Wege stehen... dachten wir. Die Donut Island war eine Art Geheimtipp, den wir in unseren ersten Tagen in Auckland aufgeschnappt hatten... Seitdem stand das fest auf unserer Must-Do-Liste! Durch einen Steinring kann man ins Innere der Insel fahren, wo ein kleiner Mini-Strand sein soll... Wenn die Sonne hoch steht, leuchtet das kleine Meerwasserloch im Inneren der Insel türkisgrün. So zumindest zeigt sich die Insel auf Bildern, wenn man sie googelt... Um allerdings durch den Steintunnel in das Innere zu fahren, braucht man eine relativ ruhige See, da das das Manövrieren erleichtert. Heute seien die Wellen und der Schwall, der durch den engen Steintunnel gedrückt würde, allerdings zu hoch, teilte uns die Besitzerin der Kayakverleihstation mit. Mit Blick auf die Vorhersage versicherte sie uns aber, dass es morgen schon viel besser sein würde! Hm... wir sahen etwas unzufrieden drein... Noch ein Tag hier, wo es keine kostenlosen Stellplätze gab. Aber unsere Mienen hellten sich sogleich auf, als wir die vielen Surfbretter sahen... Zu hohe Wellen, sagte sie?! :) Unser letztes (und erstes) Surfen in Dunedin war gefühlt eine Ewigkeit her! Wir quartierten uns eine Nacht ins dazugehörige Hostel der Kayak- und Surfausleihe ein, liehen uns zwei Longboards und Wetsuits aus und ab ging es an den Strand! :) Für eine Stunde paddelten wir im Wasser rum, hielten Ausschau nach der besten Welle und versuchten einmal Gelerntes wieder abzurufen. Das war ganz schön schwierig... gefühlt fingen wir wieder bei weniger als Null an! Dennoch hatten wir einen Riesenspaß und während Kai das eine oder andere Mal stehend auf dem Board über das Wasser glitt, kam bei mir auch ein Gefühl von Stehen auf... wenn auch deutlich seltener! So skeptisch wir am Anfang waren, ob eine Stunde tatsächlich genug sein würde, desto sicherer waren wir uns nach Ablauf der Stunde, als wir aus dem kalten Wasser tapsten! Das Wasser war definitiv nicht warm und eine Stunde im Nassen reicht im Winter vollkommen aus, um etwas auszukühlen. Umso schöner war die warme Dusche danach! Den Rest des Tages entspannten wir einfach... und genossen die Sonne! :) 


Mit dem Kayak aufs Meer hinaus :)
Mit dem Kayak aufs Meer hinaus :)

Am 07.06.2017 brach ein neuer herrlicher Tag an... Das Frühstück gab es inklusive und die Vorhersage für den Seegang hatte sich bewahrheitet! 10:30 Uhr waren wir endlich soweit und nahmen unsere Einleitung und Sicherheitshinweise zum Ocean Kayaking entgegen. Nach unserer Kayaktour im Doubtful Sound waren wir ja auch keine ganz neuen Neulinge darin mehr. Das Kniffligste war tatsächlich das gegen die brandenden Wellen zu starten. Aber auch, wenn uns ein kleiner Schwall gleich mal ins Boot schwappte, meisterten wir das ohne größere Probleme und setzten Kurs auf die Donut Insel, einem ehemalig eingefallenen Vulkan. Unterwegs hielten wir die Augen offen, ob wir nicht Seehunden begegneten, die die Windschattenseite der beiden Inseln, zur Erholung nutzten. Aber wir konnten keine sehen, dafür begleiteten uns viele Möwen und Kormorane! Schwupp waren sie abgetaucht um an einer ganz anderen Stelle wieder aufzutauchen! :) 

Aha, der Eingang ins Innere der Insel ist gefunden!
Aha, der Eingang ins Innere der Insel ist gefunden!

Im Nu waren wir an der größeren der beiden Inseln, Hauturu oder Clark Island vorbei und fuhren nah an der Felswand der Donut Insel auf der Suche nach ihrem Eingang vorbei. Der Tunnel, der ins Innere führte, war tatsächlich nicht sonderlich breit... aber durchaus breit genug. Kleinere Wellen drängten in das Innere und klatschten rechts und links gegen die Felsen. Ja... durchaus konnte das bei hohem Wellengang eine Herausforderung darstellen, heil und trocken ins Innere der Insel zu gelangen! Während ich die Kamera bereit hielt und unseren Eintritt in das Zentrum filmte, steuerte uns Kai gekonnt ins Innere... und zack glitten wir auf einem Wellenschwall fast zu weit! Mühsam hielten wir uns an einem Ast im Inneren fest, um nicht gegen die Felsen gedrückt zu werden...! Die Sonne stand nicht hoch genug, obwohl es uhrzeitlich mit der Mittagszeit perfekt hätte sein müssen. Generell war es eher urtümlich, als idyllisch hier. Umgefallene Bäume, ein kleiner Sandstrand und die Wellen, die Schwall um Schwall Wasser ins Innere drückten. Dunkel ragten mit Vegetation bewachsene Felsen kreisförmig um uns auf. Ein besonderer Ort, das mussten wir zugeben... wenn auch nicht so märchenhaft und traumhaft, wie wir es erwartet hatten!

Am Strand von Clark Island
Am Strand von Clark Island

 

 

Gegen den hereinströmenden Schwall Wasser steuerten wir unser Boot konzentriert wieder unter die Sonne... Da die Donut Insel Privateigentum ist, ist es leider nicht gestattet innerhalb an Land zu gehen. Das war allerdings bei ihrer größeren Nachbarinsel nicht der Fall und wir gingen an einem wunderbaren einsamen Sandstrand an Land! Hinter dem Sandstrand begann ein dichter Wald... an einer Stelle war der Wald etwas lichter und wir konnten einem Trampelpfad bis auf die Spitze des Inselberges folgen! :) Bei dem steilen Aufstieg war uns ordentlich warm in unseren Wetsuits geworden!

Die Küstenstadt Whangamata ist bereits wieder in Sichtweite... zurück zum Land
Die Küstenstadt Whangamata ist bereits wieder in Sichtweite... zurück zum Land

Zum Glück war uns durch die Wanderung so warm... denn eine Welle sollte uns unverhofft zu einer ungewollten Abkühlung verhelfen! ;) Dazu muss gesagt sein, dass ich die Welle von schräg hinten kommend schon eher gesehen hatte... Kai hingegen hatte seinen Blick nach vorne gerichtet und sah, dass wir direkt in einen Algenteppich hineinsteuerten. Wir beide sahen uns also unterschiedlichen Situationen ausgesetzt, die in zu kurzer Zeit, als sie großartig zu kommunizieren, zu Konsequenzen führen könnten. Also handelten wir... ohne dem anderen davon zu erzählen... wäre alles kein Problem: Wenn wir nicht im gleichen Boot gesessen und unsere Handlungen völlig gegenläufig gewesen wären. Während ich versuchte unser Boot im 90 Grad Winkel zu der herannnahenden Welle zu halten, paddelte Kai auf der anderen Seite, um den Algen auszuweichen... Ende vom Lied... wir fuhren einfach nur geradeaus weiter... Jeder fragte sich noch in letzter Sekunde, was der andere da eigentlich tat... Und schon hatte uns die Welle erfasst und ließ uns inmitten der flachen Algenstelle kentern! :D Herzlichen Glückwunsch! Vor allem für Kai kam das Kentern ziemlich überraschend.

Zum Glück war das Wasser hier aber nur hüfthoch, so dass wir wenigstens schnell wieder zurück ins Boot klettern konnten. Wir waren ja eh schon auf dem Rückweg und die Sonne schien so schön, dass wir nicht frieren mussten. Wir paddelten direkt zu unserem Strandausgang, es war unterdessen deutlich windiger geworden! Nachdem wir bereits im Inneren der kleinen Insel rausgefunden hatten, wie wunderbar man auch mit einem Kayak auf Wellen reiten kann und wir ja ohnehin schon nass waren, ließen wir uns diesen Spaß natürlich nicht entgehen! Als sie die Wellenberge hinter uns auftürmten und wir stur und hektisch geradeaus Richtung Ufer paddelten, war das ein mehr als mulmiges Gefühl! :) Kai drehte sich gar nicht erst nochmal um, sondern konzentrierte sich ganz darauf, weiter Fahrt aufzunehmen! Und Zack saßen wir oben auf der Welle und sausten länger als ich erwartete hatte mit ihr Richtung Strand... irgendwie kamen wir schräg zu ihr... aber anstatt umgeworfen zu werden, legten wir eine Linkskurve hin und glitten weiter talwärts über die Welle. Hui... bis zu dem Moment, an dem wir zu schräg waren und zur Seite umkippten! Aber bis dahin war es einfach genial! :D Lachend mit dem Boot im Schlepptau stiefelten wir aus dem Wasser und kehrten zur Surfschule, einer letzten heißen Dusche und unserem Auto zurück.

Die Martha Mine in Waihi mit dem nicht zu reparierenden Landrutsch
Die Martha Mine in Waihi mit dem nicht zu reparierenden Landrutsch

Es war bereits nachmittags als wir zurück in Waihi waren, Neuseelands "Heart of Gold". Waihi ist DIE historische Goldstadt auf der Nordinsel, die mitten in ihrem Zentrum ein riesiges Loch hat. Der Tagebau war bis vor Kurzem noch aktiv, ist aber seit einem großen Landrutsch, der die Straße in sein Inneres mit sich riss, still gelegt. Still zeugt er jetzt von der Bergbauvergangenheit Waihis. Etwas weiter westlich im Karangahake Gorge stießen wir auf weitere Überbleibsel der Groldgräberzeit auf einem kleinen frühabendlichen Rundgang durch die Schlucht. Wir liefen an Ruinen alter Turbinenhäuser, an Resten von Förderbändern und an ehemaligen Loren vorbei. Wir folgten alten Schienen, die nach und nach von der Vegetation überwuchert wurden, hinein in dunkle, vor geraumer Zeit in den Berg geschlagene Tunnel. Wie gut, dass wir unsere Taschenlampen dabei hatten... Immer wieder gabelten sich die Tunnel... wir erkundeten einen Ausläufer von ihnen... je tiefer wir uns in den Berg begaben, desto wärmer wurde die Luft... Es war uns fast etwas unheimlich und wir kehrten schließlich zur Gabelung zurück und folgten weiter dem Haupttunnel. Seitlich waren in regelmäßigen Abständen Fenster zur Belüftung in den Stein gehauen... Durch diese konnten wir tief in die Schlucht hineingucken. Unten floss ein Fluss und auf der anderen Seite war ein Pfad in den Stein gehauen... unser Rückweg. Es war faszinierend und wie eine kleine Zeitreise! Es wunderte uns fast schon bisschen, dass dieser Ort nicht wesentlich bekannter war. 

Am nächsten Morgen fast zur Mittagszeit nachdem sich der Nebel verzogen hat.
Am nächsten Morgen fast zur Mittagszeit nachdem sich der Nebel verzogen hat.

Erst in der Dämmerung konnten wir uns von diesem geschichtsträchtigen Ort trennen. Aber glücklicherweise hatten wir keinen weiten Weg mehr vor uns. Im benachbarten Ort Paeroa war es möglich, mitten in der Stadt neben einer öffentlichen Toilette übernachten zu können. Dazu musste man sich nur für 5 Dollar eine Erlaubnis von der nächsten Tankstelle holen! Das war schnell und unkompliziert erledigt und wir parkten neben große Wohnwagen ein. Wir merkten schon jetzt, dass uns eine neuerliche Winternacht bevorstand. Die milden Nächte waren vorbei. Und tatsächlich kühlte es nachts bis auf 2 °C ab! Na klar sind das noch Plusgrade... aber wenn man keine Heizung hat und auch tagsüber mehr oder weniger den ganzen Tag draußen unterwegs ist, wenig Zeit hat, sich irgendwo richtig aufzuwärmen, dann fühlen sich auch 2 Grad mal schnell wie Minusgrade an. Wie gut, dass wir noch zwei zusätzliche Wolldecken und einander hatten! :D 

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