Die Rundreise um einen runden Berg

Das erste Mal ohne Wolken: Blick auf Mount Taranaki von Kaponga aus
Das erste Mal ohne Wolken: Blick auf Mount Taranaki von Kaponga aus

Mit kalten Nasen blinzelten wir am nächsten Morgen der Sonne entgegen! Es war ein eiskalter, aber dafür umso klarerer Wintermorgen in Kaponga! Die Pfützen um uns rum waren gefroren und auch unsere Scheiben waren von einer Eisschicht überdeckt... aber das alles machte nichts: Denn wir hatten die Sonne wieder!!! Und damit sahen wir ihn zum ersten Mal in seiner ganzen Pracht hinter dem Haus gegenüber der Bibliothek aufragen: Mount Taranaki! Seine Spitze war von Schnee und Eis überzogen und war ganz weiß! So schön es auch aussah, so wussten wir doch auch, dass sich damit unser heimlich gehegter Plan, auf seine Spitze zu wandern, damit zerschlagen hatte! Es war Winter und ohne Eisaxt und Spikes sollte man mit Sicherheit eine solche Wanderung bei den offensichtlichen Konditionen nicht wagen. Aber sein kleinerer Vorgipfel war vielleicht erreichbar: Fanthams Peak... Denn dieser so erstaunlich symmetrisch runde Berg, hat tatsächlich einen kleinen Ausläufer. Auf jeden Fall lud das Wetter zum Wandern im Mount Taranaki-NP ein. So fackelten wir nicht lange und machten uns erneut auf den Weg zum Parkplatz von gestern! Unterwegs hielten wir noch für ein Foto an... Das kam doch dem Kilimanjaro ganz nahe, oder nicht? ;)

Am selben Parkplatz auf 900 m Höhe angekommen (wie gestern), mussten wir uns nochmal umziehen... Es war ja schon gestern kalt hier oben gewesen... jetzt war es gefühlt gleich nochmal 10 Grad kälter... Bewaffnet mit Mützen, Handschuhen und lieber noch einer Jackenschicht mehr, machten wir uns auf den Weg. Von hier aus sah man unser Ziel schon deutlich besser: den 1966 m hohen Fanthams Peak. Uns trennten also etliche Kilometer und 1060 Höhenmeter von unserem Ziel. Da auch sein Gipfel weiß war, machten wir uns allerdings nicht allzu große Hoffnungen. Wir würden einfach so weit gehen, wie es uns sicher vorkam. Riskieren mussten wir nichts. Falls es zu rutschig oder steil würde, würden wir wieder umdrehen! Ein Schild am Besucherzentrum unterstrich diesen Gedanken nochmal, bevor wir losstiefelten. Auf diesem Schild war eine Warnung gedruckt... Mount Taranaki sei einer der tödlichsten Berge Neuseelands, hieß es da. "83 Menschen verloren hier ihr Leben"... stand dort weiter. "Lassen Sie es nicht zu, dass Sie Nr. 84 werden!" Wir sollten genau zwei Tage später traurigerweise an dieses Schild erinnert werden, als wir in den Zeitungen lasen, dass genau heute... am selben Tag wie wir, noch ein Wanderer aufbrach, den Hauptgipfel zu besteigen. Er sei alpin ausgerüstet gewesen... dennoch nie zurückgekehrt. Heute würde ein weiterer Mensch dort oben sterben.

Zum Zeitpunkt des Startes unserer Wanderung, konnten wir von alledem noch nichts ahnen... dennoch hinterließ allein die Warnung am Fuße des Gipfels ein mulmiges Gefühl und schärfte unsere Sinne! Um keinen Preis der Welt, wollten wir den Fehler machen, den so viele vor uns gemacht hatten: Den Aufstieg unterschätzen. (Auch wenn es für uns nur auf den Nebengipfel gehen sollte...). Die Todesstatistik, begonnen im Jahr 1891, sprach für sich. 

Es ging matschig los... überall, wo die Sonne mit ihren Strahlen bereits hingekommen war, war das Eis der Pfützen getaut und der Boden durchgeweicht. Teilweise also standen wir knöcheltief im Schlamm, teilweise splitterte unter uns das Eis der Pfützen. Die Pfützen, deren Eisdecke dick genug war, entwickelten sich zu Rutschfallen. Wir mussten also ziemlich genau gucken, wo wir unsere Füße hinsetzten... und das schon gleich von Beginn der Wanderung an auf nur leicht ansteigender Strecke...! Wie würde es dann erst oben aussehen? Dichter, moßbedeckter Urwald säumte unseren Weg... Und nach einem steilen Anstieg über unregelmäßig abgesetzte Stufen hatten, nach Passage eines hölzernen Unterstandes, hatten wir schließlich die Baumgrenze hinter uns gelassen.

Unterwegs einen Blick zurück werfend :)
Unterwegs einen Blick zurück werfend :)

Obwohl hier oben strahlender Sonnenschein herrschte und kein Baum mehr Schatten werfen konnte, war von hier an alles Wasser, was wir sahen gefroren... Ein eisiger Wind wehte. Wir waren durch den Aufstieg gut aufgeheizt, so dass uns das eher erfrischte... aber wir wurden langsam, ganz langsam auf einen Abbruch der Wanderung vorbereitet! Aber bereits von hier, hatten wir eine herrliche Aussicht weit hinein ins Land und bis über das Meer. In der Ferne des unendlich wirkenden Panoramas erblickten wir die zwei Vulkangipfel Mount Ruapehu und Mount Ngauruhoe im Zentrum der Nordinsel... Wir passierten die, sich auf 1360 m befindliche Kapuni Lodge. Wenig später allerdings war für uns Endstation. Um die Vegetation zu schützen, waren Holzstufen errichtet worden, die weiter Bergan führten... Es war nun deutlich steiler und ging auch rechts und links der Holzstufen weit hinunter... Und jede einzelne Stufe war vereist! Wir versuchten noch den Beginn der Stufen... es war gefährlich glatt und als sich die Stufen (ohne Geländer) dann noch leicht vom Hang entfernt neigten, mussten wir es einsehen. Genau das war der Moment, wo wir unseren Entdeckergeist und unseren Eifer bremsen mussten! Langsam und vorsichtig kehrten wir also um und fühlten uns doch schon deutlich sicherer, als wir wieder gefrorenen Boden unter uns hatten und nicht rutschige Holzdielen! Für die Ausblicke hatte es sich absolut gelohnt... aber für nichts in der Welt lohnte es sich, ein unnötiges Risiko auf sich zu nehmen.

Wir brauchten aufgrund der Konditionen für den Abstieg nahezu genauso lange, wie für den Aufstieg. Etwas k.o. kamen wir schließlich unten an. In Stratford erfrischten wir uns mit einer wohlverdienten Dusche im Schwimmbad (die billigste Variante für Duschen unterwegs... da man häufig nur einen Teil des Eintrittes zahlen muss, wenn man nur die Duschen nutzt) und waren so schließlich etwas früher als geplant wieder vor unserer Bibliothek in Kaponga! Damit brach unsere dritte Nacht in diesem kleinen Örtchen an... drei Nächte ist zudem die zulässige Höchstdauer, die man hier kostenfrei übernachten darf. Ab morgen müssten wir dann wohl nach einem anderen Stellplatz Ausschau halten. Aber vorerst war es Zeit für die abendlichen Serien! ;)


Ein letzter Anblick, bevor sich "der Berg" wieder in einen dichten Wolkenmantel hüllt
Ein letzter Anblick, bevor sich "der Berg" wieder in einen dichten Wolkenmantel hüllt

Über Nacht hatten wir uns komplett von den Strapazen der gestrigen Wanderung erholt... Heute stand Cape Egmont auf unserem Plan. Das Wetter spielte gut mit und wir wollten den heutigen Tag nutzen, einmal um Mount Taranaki herum zu fahren. Ihn von allen Seiten betrachtet zu haben und dabei das Kapp erkundet zu haben... das klang nach einem ausfüllenden Programm! Lange tat uns der Berg allerdings nicht den Gefallen... und bald markierte nur noch ein aufgetürmter Wolkenberg, wo sich Mount Taranaki befand. Aber das störte nicht sonderlich... Er schien die Wolken für sich behalten zu wollen und ließ uns somit das schönste Sonnenwetter! :D

 

Wir ließen uns Zeit bei der Bergumrundung und hielten, wo es uns gefiel! So auch am Leuchtturm von Cape Egmont.

Strand und Schiffswrack am Oakura Beach
Strand und Schiffswrack am Oakura Beach

Kurz vor New Plymouth im Norden von Mount Taranaki besuchten wir einen der vielen für ihren schwarzen Sand bekannten Strände! Das Wetter lud geradezu ein zu einem Spaziergang entlang des Oakura Beaches und zu den Überbleibseln des alten Schiffswracks der Gairlock. Nur kleine Reste ragten aus den Wellen der wiederkehrenden Flut hinaus. In der Ferne war schon deutlich die Küstenstadt New Plymouth zu sehen. Es war bereits früher Nachmittag und wir mussten uns ordentlich beeilen, um noch gerade rechtzeitig kurz vor Mittagspause ins indische Restaurant für ein Mittagessen zu kommen. Ein kleiner Bummel durch die Stadt (mit Auto) und wir beendeten unsere Rundfahrt schließlich wieder in Kaponga, nachdem wir noch den Rest des Abends in der Bibliothek von Stratford verbracht hatten. Wir suchten nur kurz unseren Stellplatz der letzten drei Tage auf. Nachdem wir genug von Internet und Fernsehen hatten, fuhren wir auf einen nur wenige Minuten entfernten zweiten Nachtstellplatz (witzigerweise im gleichen Einzugsbereich des selben Toilettenblocks). Damit waren wir auf der sicheren Seite und bereit für unsere vierte und letzte Nacht hier in Kaponga! :) 

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