Wanderung in ein Karen-Dorf

Local Market in Chiang Mai
Local Market in Chiang Mai

Morgens um 7 Uhr klingelte unser Wecker... was waren wir gespannt auf die folgenden zwei Tage! Wir duschten nochmal und packten schließlich unsere kleineren Rucksäcke... zwei Tage im Dschungel, das sollten wir mit weitaus weniger Gepäck als unserem Neuseeland-Jahresgepäck hinkriegen! Von 8:00 bis 8:30 Uhr stärkten wir uns noch einmal mit einem gemütlichen Frühstück in einem Cafe um die Ecke und damit waren wir sowas von bereit! Wir waren die letzten, die der Wandergruppe zustiegen. Mit uns waren wir 8 in der Gruppe, die von drei lokalen Bergführern geleitet wurde: Zwei befreundete deutsche Mädels Manu und Katrin, ein deutsches Pärchen Marina und Mario, eine Belgierin Alice und eine Holländerin Nadine. Mit Alice und Nadine verstanden wir uns auf Anhieb gut! Die zwei unterhielten sich immer mal zwischendrin auf holländisch und wir freuten uns gegenseitig an dem ähnlichen und doch so unterschiedlichen Klang der Sprachen! Für die richtigen Gespräche wechselten wir aber ins Englische! Die anderen vier wirkten allesamt etwas deplatziert mit ihren frisch geschminkten  Gesichtern und dem adretten Hut von Mario... aber im Falle der zwei Mädels täuschte der erste Eindruck! Mit dem Pärchen wurden wir hingegen nicht ganz so warm... nun gut, muss man ja auch nicht. Insgesamt fühlten wir uns wohl und konnten uns kaum beklagen! Die Fahrt begann und wir stoppten vorerst noch einmal in Chiang Mai bei einem Lokalen Markt. Hier kauften unsere Guides den Proviant für die nächsten Tage ein. Wir hatten etwas Freizeit und sahen uns neugierig um. Uns stieg ein Mischmasch aus merkwürdigen, zum Teil unangenehmen Gerüchen in die Nasen. Überall wurde Fleisch und Fisch ungekühlt angeboten, neben getrockneten undefinierbaren Dingen und Plastespielzeug am nächsten Stand. Wir deckten uns auch nochmal mit praktischen Dingen, wie Kekse für den Hunger zwischendurch (hätten wir rückblickend nicht gebraucht!) und Klopapier ein. Ansonsten mussten wir uns um die Verpflegung keine Gedanken machen. Selbst Extrawünsche wie vegetarische und sogar vegane Kost wurden bedacht.

Als alles im Auto verstaut war, ging es los... vor dem Start der heutigen 4 stündigen Wanderung, ging es für eine kleine Erfrischung zu einem hohen Wasserfall. Am Fuße des Wasserfalls konnten wir baden und sogar hinter dem Wasserschleier entlang schwimmen! Es war eine tolle Kulisse und guter Auftakt für die bevorstehenden Abenteuer!

Ein Festmahl... gesund und soooo lecker!!!
Ein Festmahl... gesund und soooo lecker!!!

Man möchte es nicht glauben, aber obwohl wir noch keinen einzigen Kilometer zu Fuß geschafft hatten, gab es gleich zu Beginn unserer Tour schon die erste Stärkung in Form eines Mittags, was sich sehen lassen konnte! Es gab gefühlt alles und es war mega gesund! Gemüsereis mit Ei, frischen Salat, Gemüse mit Tofu, thailändischen Tee und als Nachtisch Ananas und Melone! Wir waren alle begeistert. Und für die Veganerin Katrin (pinkes Top) gab es sogar extra Portionen. Schon jetzt bedankten wir uns bei unseren Guides, die einen Teil des Proviantes umluden, während wir aßen.

 

Und dann konnte es losgehen: Wir schulterten unsere Rucksäcke und liefen im Gänsemarsch dem schmalen Trampelpfad folgend ins Unterholz. Es ging gleich zu Beginn relativ steil und stetig bergauf. Das Unterholz um uns herum war noch sehr licht und unspektakulär. Die Gespräche wichen nach und nach einem Geschnaufe... man sah  nur angestrengt auf die Hacken des Vorlaufenden. Manuela und Katrin waren die ersten, die eine Pause brauchten... Schwindel und Atemnot zwang sie, mit einem der Guides langsamer voran zu kommen. Marina schloss sich schon bald der gemächlicheren Gruppe an. Der Rest von uns stapfte weiter tapfer dem Crocks tragenden, leichtfüßigen Mr. K. hinterher. Um uns herum wurde der Wald dichter. Nur hin und wieder konnte man einen Blick auf die Umgebung erhaschen und sehen, wie hoch wir eigentlich schon gekommen waren! Auf einer kleinen Anhöhe an einem Teich machten wir eine kleine Pause und ließen die zweite Gruppe wieder dazustoßen. Die Wolken hingen tief und in der Ferne sahen wir die Regenschauer. Ganz ohne kamen wir auch nicht ans Ziel. Aber bei den Temperaturen machte der Regen uns nichts aus!

Einer unserer Guides am höchsten Punkt der Wanderung
Einer unserer Guides am höchsten Punkt der Wanderung

 

Es ging weiter... Bergauf und Bergab... im stetigen Wechsel. Teiweise war der Boden so matschig, dass wir uns fragten wie Mr. K. mit seinen Badelatschen so unbeschwerlich vor uns her lief, während wir mit Wanderschuhen mit Profil halb schlitternd hinterher schwankten. Es ging vorbei an riesigen Bambussträuchern, mitten durch eine Buffallo-Herde, die es sich entlang unseres Pfades bequem machte und in Schlammlöchern badete und über weitere Holzbrücken. Wundervolle Schmetterlinge begleiteten uns. Und wann immer es etwas interessantes zu Sehen gab, hielt Mr. K. an und gestaltete so die Wanderung höchst abwechslungsreich. Er zeigte uns Lianen, an denen wir uns entlang schwingen konnten...  manche besser als andere... es gab nasse Säcke und natürlich körpergespannte Tarzans. ;) Alles, was die Natur uns bot, nahm Mr. K. für eine Vorführung: Ob es Erfrischungsfrüchte, Quellwasser oder klickende Blätter waren! Es war wirklich spannend und die Zeit verflog nur so.

 

Am höchsten Punkt unserer Wanderung riss die Wolkendecke auf und wir machten eine halbe Stunde Pause! Das war eine Wohltat für alle... das schöne Wetter brachte auch gleich ein Nochmehr an Temperaturen und wir waren froh, ausreichend Wasser dabei zu haben! Von hier konnten wir weit übers Land schauen. Wir waren umgeben von grünen Bergen und Wald soweit das Auge reichte! Schön wars!

Hier war wohl mal ne Brücke... jetzt nicht mehr
Hier war wohl mal ne Brücke... jetzt nicht mehr

Kurz vor Ankunft im Karen-Dorf teilte sich unsere Gruppe abermals auf: Eine Gruppe nahm den direkten Weg, für alle anderen, die noch Kraft und Lust hatten, ging es über einen kleinen Umweg ins Dorf des Bergvolkes der Karen. Wir wählten den längeren Weg: Es machte einfach Spaß! Wir kamen an einen braunen Fluss und liefen parallel dazu ein ganzes Ende, bevor unsere nunmehr nur noch zwei Guides zu dessen Ufer hinabstiegen. Hier sei die richtige Stelle beteuerten sie... und nun wurde klar, warum Mr. K.s Schuhwahl äußerst praktisch war: hier war die beste Stelle, um den Fluss zu durchqueren. Er war nicht allzu tief und die Strömung riss einem nicht die Beine weg. Trotzdem und zur Sicherheit bildeten die zwei so gut sie konnten eine Kette und halfen uns durchs Flussbett. Nach diesem letzten spannenden Abenteuer ging es entlang des Flusses die letzten paar Meter ins gut verborgene Dorf. Die Karen sind ein traditionelles Bergvolk in Thailand, denen rund eine halbe Million Menschen angehören. Vor allem die alten Karen haben sich ihre Tradition in solchen Dörfer im eher abgelegenen Norden Thailands bewahrt, auch wenn schon langsam die Moderne Einzug hält. Dennoch leben sie in den Dörfern ohne Strom und fließend Wasser. Die Holzhütten stehen auf Stelzen. Unter den Hütten sind zum Teil Schweine oder Vieh angebunden. Wir gingen vorbei an den Hütten und konnten es kaum erwarten  mehr von dem Leben hier zu erfahren!

Als wir schließlich an der Hütte ankamen, die uns für die Nacht als Unterkunft bereit gestellt wurde, war die andere Gruppe schon da. Es war eine Hütte, wie sie überall hier im Dorf zu sehen war: Aus Holz mit Wellblech-Strohdach und auf Stelzen. Wir waren alle froh, aus den Wanderschuhen rauszukommen und unseren Füßen etwas Erholung, aber vor allem Luft zu gönnen! Neugierig sahen wir uns um... Auf einer Art Terasse stand ein langer Tisch gleich neben einer Feuerstelle. Blickdicht von Holz umbaut war ein großer Schlafsaal mit dünnen Matratzen und Moskitoschutznetzen (immer zwei passten auf eine Matratze) und ein zweiter Raum mit einer Feuerstelle zum Kochen. Hier hatte Mr. K. schon Feuer gemacht und machte sich mit einem Guide und einem Dorfbewohner Zong an die Vorbereitungen fürs Abendbrot. Unter dem Haus waren die Toiletten und eine Dusche. Das Wasser wurde direkt aus dem Fluss hierher geleitet. Und das wars. Aber was brauchte es auch mehr? Gar nichts! Der Blick ging direkt ins Grüne des Dschungels. Wir fühlten uns sofort wohl! Einer nach dem Anderen duschte sich Schweiß, Mückenspray und Sonnencreme von der Haut. Es dauerte nicht lange und wir bekamen Besuch: Zwei kleine Mädchen kamen mit Kisten voller selbstgefertigter kleiner Schmuckstücke aus ganz natürlichen Materialien: Holz, trockene Gräser und Beeren und bunte Perlen. Sie boten diese Dinge zum Verkauf an. Dabei ließen sie uns nicht aus den Augen... neugierig, aber wortlos betrachteten sie uns und das Treiben! Alice, Nadine und ich suchten uns jeder etwas aus... das war eine willkommene Erinnerung an diesen besonderen Ort und gleichzeitig profitieren die Dorfbewohner. Die Mädchen freuten sich. Zong und Mr. K. ermunterten uns, ruhig durchs Dorf zu gehen. Nur fotografieren sollten wir die Leute nicht. Das musste man uns nicht zweimal sagen, Kai und ich zogen mit Alice und Nadine gemeinsam los. Überall die gleichen Hütten... Uns begegneten vorwiegend Frauen in ihren langen Röcken. Fotos machte ich nicht. Weder von den Menschen noch von ihren Häusern: Der Wunsch und ihr Leben sollten respektiert werden! Kurz vorm Dorfausgang kamen wir an eine Brücke... hier waren also die anderen über den Fluss gekommen! Zwei Dorfhunde begleiteten uns auf dem Weg zurück.

Die Kochstelle in der Küche
Die Kochstelle in der Küche

Als wir wieder zurück kamen, waren Zong und Mr. K. weiterhin fleißig in der Küche am Werkeln. Kai und ich gesellten uns zu ihnen... es sah schon wieder reichlich und lecker aus, was sie da zubereiteten! Beide alberten herum und reichten sich gegenseitig selbstgebrannten Reisschnaps. Kurzerhand boten sie uns auch welchen an... neugierig wie wir waren, probierten wir! Hm, war gar nicht schlecht! Zong hatte eine Gitarre dabei und Kai freute sich, nach so langer Zeit, wieder eine Gitarre in der Hand haben zu können. Er hatte etwas Anlaufschwierigkeiten, aber schnell entlockte er ihr ein paar schöne Töne! :) Es dauerte nicht lange und als es zu dämmern begann wurden die Speisen aufgetischt. Es war wieder reichlich und super lecker! Wir mussten keine Sorgen haben: Was nicht alle wurde, wurde mit ins Dorf genommen, wegschmeißen würden sie hier nichts! Bei Kerzenschein und im Hintergrund das Zirpen des Dschungels und das ferne Rauschen des Flusses, genossen wir das Essen! Mr. K. und Zong saßen mit bei uns, tranken aus Bambusbechern und erzählten uns vom Leben im Karen Dorf. Sie freuten sich über unser Interesse und berichteten wie ihre Kindheit in einem dieser Dörfer verlief. Die Karen sind eine starke Gemeinschaft, das macht sie stolz. Hier hilft man einandern und ist füreinander da. In der Regel wird früh geheiratet und man bekommt viele Kinder, denn diese sind es, die sich im Alter um einen sorgen. Die Menschen hier besitzen nicht viel und mancher würde sagen, sie sind sehr arm. Aber was sie gelern hätten, war, dass Geld alles zerstört. Sie stattdessen haben hier ein einfaches, aber dafür sehr glückliches Leben. Gerade aus der Langsamkeit der Tage hier... aus der Entschleunigung tanken sie Kraft. Ja, sie sind arm, berichtete Zong, aber nie hungrig! Er lächelte. Reis und Fleisch und die Früchte des Dschungels... nein Hunger leiden musste er noch nie. Wir lauschten gebannt. Nach dem Essen machte Mr. K. auf der Terasse ein Lagerfeuer... gedankenverloren saßen wir gemeinsam um das Feuer und schauten in die Flammen. Zong griff zur Gitarre und holte ein altes Buch... seine hohe Stimme hallte in die Nacht und er sang Lieder seines Dorfes. Das Licht des Lagerfeuers spiegelte sich im glatten Holz der Gitarre... irgendwie war es ein magischer Moment. Es wurde spät und nach und nach verschwand unsere Gruppe im Schlafsaal. Als wir als einer der Letzten zum Zähnputzen unters Haus tapsten, hörten wir ein leises Knistern und Rascheln... mit der Taschenlampe leuchteten wir gegen die Wand des Holzhauses... sie war übersät mit hungrigen knuspernden Termiten! Es waren tausende von Ihnen! Geschäftig nagten sie am Holz und wir beobachten wie einige von ihnen das Holz abtransportierten! Wahnsinn... es war eine schwarze, sich bewegende Masse, die sich da über die Hütte schob und über kleine Spalten auch ins Innere des Schlafsaales verschwand! Ein bisschen wünschten wir uns neben aller Faszination, wir hätten das nicht gesehen. Aber wir hatten ja die Moskitonetze... alles gut! Die sollten ja Insekten jeder Art fern halten... und die Termiten würden es schon nicht schaffen, die Stelzen des Hauses ausgerechnet in dieser Nacht durch zu fressen! Auf der Toilette war ich nochmal froh, über die Netze über unseren Matratzen... die Spinnen hier unten in der Dunkelheit waren auch nochmal eine ganz andere Hausnummer! Groß krochen sie aus den Ritzen und im Licht der Lampe konnte man ihre Augen leuchten sehen! Faszinieren und gruselig zugleich!

Wir krochen in unser kleines Moskitozelt und lauschten in die Nacht... Die Feuerstelle knackte draußen noch und mit dem Geruch vom Feuer in den Nasen schliefen wir schließlich ein!

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